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Frage von Tobias T. •

Frage an Jürgen Herrmann von Tobias T. bezüglich Innere Sicherheit

Sehr geehrter Herr Herrmann,

kurz zu meiner Person: Mein Name ist Tobias Thiele, ich bin 20 jahre alt und beginne in Kürze mein Studium der Politikwissenschaft.

Meine Frage bezieht sich auf die Wehrpflicht im Allgemeinen. Ich habe vom 1.7.06 bis zum 31.3.07 meinen Wehrdienst abgeleistet, was ich auch nicht bereue. In letzter Zeit kamen in den Medien viele Berichte über Wehrungerechtigkeit bzw willkürliche Musterungen auf. Inwiefern diese Berichte die allgemeine Situation beschreiben vermag ich nicht zu beurteilen, aber ich möchte mal ein Beispiel schildern, welches mir selbst bzw jemanden aus meinem Abiturjahrgang passiert ist: Selbiger hatte einen Abiturdurchschnitt von 1,0 und nahm u.a. sehr erfolgreich an NRW-Leichtathletikmeisterschaften teil. Er wurde wegen vermeintlicher Dummheit ausgemustert. Ähnliche, weniger "dramatische" Fälle kenne ich ebenfalls.

Ich sehe den Wehrdienst (genau wie den Zivildienst) als eine sehr wichtige Institution für die Gesellschaft sowie für den persönlichen Reifeprozess eines Jeden, allerdings habe ich im Grunde ein Jahr "verloren", in dem ich schon hätte studieren können, wenn ich bei der Musterung ein bisschen getrickst hätte. Das man als "Idiot" bezeichnet wird, wenn man seinen Wehr - oder Zivildienst antritt ist ein anderes, gesellschaftliches, Problem. Ehemalige Kameraden denken ebenso. Ich verstehe, dass es schwierig ist, alle Wehrpflichtigen "unterzubringen", da momentan die geburtenstarken 80er Jahrgänge gemustert werden, während der Transformationsprozess weiterläuft.

Was kann man tun, um die Wehrgerechtigkeit einigermaßen wiederherzustellen? Ist dies überhaupt möglich?
Man kann das Ganze auch von der anderen Seite betrachten: Wenn körperlich und geistig hochqualifizierte Wehrpflichtige nicht genommen werden, kann es zu einem Nachwuchsproblem bei qualifizierten Offizier- und Unteroffizieranwerbern kommen, dies sollte die Bundeswehr meiner Meinung nach beachten.

Mit freundlichen Grüßen,
Tobias Thiele

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Sehr geehrter Herr Thiele,

danke für Ihre Anfrage und auch dafür, dass Sie eben nicht getrickst haben, sondern Ihren Wehrdienst abgeleistet haben. Genauso wie Sie sehe ich im Wehr- und Zivildienst eine wichtige Institution für unser Land. Dies gilt es nach meiner persönlichen, aber auch nach Meinung der CDU/CSU zu erhalten.

Erst letzte Woche habe ich dazu im Plenum des Deutschen Bundestages gesprochen und ausgeführt, dass der Wehrdienst eine zentrale Säule für unsere Bundeswehr ist.

Die Streitkräfte benötigen für ihre Aufgabe – übrigens auch nach der momentanen Transformation – Wehrpflichtige und Reservisten. Sie verankern die Streitkräfte in der Mitte der Gesellschaft, sie verhindern die aus dem Ausland bekannten Probleme einer reinen Berufsarmee. Vor allem dienen Wehrpflichtige in Deutschland und entlasten so die Soldaten in den Auslandseinsätzen. Aber auch zur Rekrutierung ist die Wehrpflicht unerlässlich. Im Jahr 2006 wurden etwas über 71.000 junge Männer eingezogen. Davon haben sich über 9.100 entschieden, als Zeit- oder Berufssoldat eine Karriere bei den Streitkräften zu beginnen.

Leider passieren solche Fehler bei den Musterungen, wie Sie sie beschrieben haben. Ich hoffe, dass es sich dabei um Ausnahmen handelt. Schlimm genug!

Der Bundesminister der Verteidigung hat auch wegen der Wehrgerechtigkeit beschlossen, zukünftig mehr als 6.500 Wehrpflichtige zusätzlich einzuberufen. Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung dürfte dies für mehr Gerechtigkeit sorgen. Dennoch muss der Dienst für unser Land nach meinem Dafürhalten attraktiver werden. Es kann nicht sein, dass, wie Sie richtig sagen, der ehrliche der Dumme ist, nämlich derjenige, der sich für den Wehr- oder Ersatzdienst entscheidet. Hierbei kann weniger die Politik, als vielmehr die ganze Gesellschaft etwas ändern. Ich wünsche Ihnen für Ihr anstehendes Studium viel Erfolg und verbleibe mit freundlichen Grüßen nach Steinheim

Jürgen Herrmann, MdB