Porträt Jürgen Hardt
Jürgen Hardt
CDU
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Frage von Stefan B. •

Einheitliches Bildungssystem - Wie stehen Sie dazu?

Sehr geehrter Herr Hardt,

mich würde Ihre Haltung zu einem einheitlichen Bildungssystem für alle Bundesländer interessieren. Wie stehen Sie dazu? Ein einheitliches Bildungssystem hätte viele Vorteile. Die Voraussetzungen könnten angeglichen werden, und die Abschlüsse wären vergleichbar. Der Bund könnte so auch leichter in die Bildung investieren (z.B. Digitalisierung). Schülerinnen und Schülern würde es nach einem Umzug zudem leichter fallen, sich zu orientieren. Es gibt sicherlich auch Nachteile. Aber mich würde Ihre Haltung dazu interessieren.

Mit freundlichen Grüßen,
S.B.

Porträt Jürgen Hardt
Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr B.,

unser Bildungssystem muss modernisiert werden, da stimme ich Ihnen zu. Es muss vergleichbarer und transparenter werden. Dafür braucht es nicht unbedingt ein bundeseinheitliches Bildungssystem, ein guter Bildungsstaatsvertrag könnte uns schon sehr viel weiter bringen. Wir brauchen mehr Einheitlichkeit bei der Lehrerausbildung und -bezahlung, bei Regeln und Standards für das Abitur und andere Bildungsabschlüsse.

Wir brauchen aber auf der anderen Seite auch Vielfalt und Wettbewerb in Bildungsfragen, eine große Einheitsschule von Kiel bis Konstanz würde den Wettbewerb zwischen den Ländern um die besten Ideen unterbinden. Mir persönlich ist die Chancengleichheit sehr wichtig und darum ist es mir auch ein Anliegen, dass eine Durchlässigkeit der Schulformen besteht, sodass alle Schülerinnen und Schüler die ihnen vorteilhafteste Unterstützung und Förderung erhalten und auch zwischen Schulformen wechseln können. In NRW gelingt das gut.

Grundsätzlich bleibt aber die Frage, welche Aufgabe unser Bildungssystem auch in Zukunft erfüllen soll, und da gibt es durchaus spannende Ansätze. Die Welt wird immer komplizierter und schwieriger zu durchdringen und in einem rohstoffarmen Land wie Deutschland ist Bildung das höchste Gut, das wir haben. Wir müssen die nächsten Generationen dazu befähigen mit der Vielschichtigkeit der Welt zurechtzukommen und sie gestalten zu können. Ein gewisser Georg Kerschensteiner, Pädagoge, hat einmal sinngemäß gesagt, dass Bildung das sei, was übrigbliebe, wenn man alles Schulwissen abzöge. Ich glaube, dass an diesem Ansatz etwas dran sein könnte.

Nur Wissen zu haben, hilft nicht zwangsläufig, wenn man es übertragen, weiterentwickeln oder hinterfragen muss, um zurechtzukommen und die globalen Zusammenhänge hinterfragen und verstehen zu können. Es braucht sicherlich ein fundiertes Allgemeinwissen, um Gewissheiten und Gewohnheiten kritisch zu hinterfragen, kreative, weiter gefasste Zusammenhänge und Perspektiven zu bedenken und daraus originelle, bessere Lösungen zu entwickeln. Aber nicht nur. Wir müssen unser Bestes geben, um einen Rahmen zu schaffen, der es den Kindern und Jugendlichen am ehesten ermöglicht, sich in diese Richtung zu entwickeln.

Derzeit ist unser Bildungssystem auf Selektion und Konkurrenz ausgerichtet, nicht auf Kooperation und Integration. Das ist ein Missstand, der sich ändern muss und dabei muss vielleicht gar nicht am föderativen Konzept gerüttelt werden. Politik und Gesellschaft müssen sich Gedanken machen, wo wir eigentlich hinwollen und was wir von unserem Bildungssystem eigentlich erwarten. Wo wollen wir hin und wie kommen wir dahin? Eine Antwort auf diese Frage ist wichtiger als ein einheitliches Bildungssystem.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Hardt

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