Frage an Josef Scheben von Andreas O. bezüglich Umwelt
Ein Hochwasserschutzkonzept für die Mangfall ist im Entstehen.
Dabei soll der Tegernsee als Hochwasserrückhaltebecken fungieren. Dazu sollen in Gmund 2 neue Wehre gebaut werden.
Kennen Sie das Konzept?
Was halten Sie davon?
Wie beurteilen Sie die Umweltverträglichkeit des neu zu bauenden Schlauchwehrs in Gmund?
Sehr geehrter Herr Obermüller,
vielen Dank für Ihre Frage. In der Tat ist es so, daß ein sehr umfangreiches Hochwasserschutzkonzept in Planung ist. Die Planungen, die ich im Detail nicht kenne, sind schon sehr weit fortgeschritten. Mit der Thematik bin ich befaßt, weil ich in Sachen Hochwasserschutz aktiv geworden bin und die Forderung der Gemeinderäte der Freien Wähler Feldolling unterstütze. Daher kann ich Ihre Fragen beantworten. In der Gemeinde Feldolling (Feldkirchen-Westerham) sollen neben zwei kleinen auch ein Riesen-Hochwasserrückhaltebecken an der Mangfall gebaut werden. Das Fassungsvermögen soll fast 5 Mio m³ mit einem Flächenbedarf von 143 ha betragen!
Diese Maßnahmen bilden ein Gesamtkonzept, das auch das Aufstauen des Tegernsees beinhaltet. Sie sehen, welchen Umfang dieses Projekt hat.
Das Fluten der Polder-Flächen und das Aufstauen des Tegernsees haben erhebliche Konsequenzen für die Anlieger und die betroffenen Grundstückseigner. Grund- und Wohneigentum wird durch sinkende Mieten und Immobilienpreise entwertet. Es kann bei solchen Maßnahmen zu Grundwasseranstieg kommen. Die Auswirkungen auf die Natur sind nicht abzuschätzen.
In Gesprächen mit Landwirten aus Straubing, die ihre Flächen als Polder-Flächen zur Verfügung stellen mußten, wurde mir mitgeteilt, daß diese Flächen der landwirtschaftlichen Nutzung nicht mehr zur Verfügung stehen. Nach dem Fluten von Polderflächen bleiben pro Quadratmeter rund 8 kg Schlamm zurück. Das ist eine Deckschicht von 6 - 7 mm. Auf den Flächen, die geflutet wurden, hat sich eine sich überlassene Flora entwickelt.
Mit diesen Problemen werden auch die Grundstücksinhaber am Tegernsee zu kämpfen haben. Ich kann so kurzfristig nicht sagen, bis zu welcher Höhe der Tegernsee aufgestaut werden soll. Ich bin aber davon überzeugt, daß dies bis zur Schmerzgrenze gehen wird.
Wir haben extreme Wettersituationen. Ganz besonders betroffen ist auch die Region um Passau. Nun befürchten die Anwohner in Feldolling, daß es jährlich zum gewollten und gesteuerten Fluten der Poldern-Flächen kommen wird. Ich bin sicher, daß der Tegernsee alljährlich aufgestaut werden wird, um die Region Passau zu schützen. Dies wird die erste Maßnahme vor dem Fluten der Polder sein.
Das Aufstauen des Tegernsees mittels Schlauchwehr stellt ein Großprojekt mit Auswirkungen auf die Natur und die örtliche Ökologie dar. Die Frage der Umweltverträglichkeit kann ich nicht beantworten.
Was halte ich nun von solchen Maßnahmen? Ich unterstütze das Bemühen des Freistaates Bayern, die hochwassergefährdeten Regionen schützen zu wollen. Wir brauchen aber ein Konzept, das die Last auf viele Schultern verteilt, damit es nicht zu einer Belastung einer anderen Region kommt.
Beste Grüße aus Hausham
Josef Scheben