Frage an Josef Göppel von Frank S. bezüglich Kultur
Hallo Herr Göppel,
wie stehen Sie zu Rundfunkgebühren? Finden Sie nicht, dass in der heutigen Zeit mit der Programmauswahl und der Anzahl an privaten Sendern dies längst abgeschafft gehört. Es wird immer wieder argumentiert, dass ein unabhängiges Fernsehprogramm benötigt wird und dafür die Rundfunkgebühr benötigt wird. Aber sind wir mal ehrlich. Ich schätze 50% der Sendungen werden gesponsort. Dies ist indirekte Werbung, die eigentlich nicht sein darf.
Vergleichen Sie mal den Apparat, der hinter den Sendern steckt. Sehen Sie sich an wieviel Programmdirektoren u.s.w. beim Bayerischen Rundfunk beschäftigt sind. Und wieviel Regionalsender gibt es in Deutschland? Alle Direktoren wollen bezahlt werden. Von unseren Gebühren!
Ist es nicht an der Zeit dieses veraltete System abzuschaffen und die öffentlich-rechtlichen Sender dem Konkurenzkampf ohne Rundfunkgebühren auszusetzen. Die Politiker sprechen immer davon die Haushalte zu entlasten. Warum fangen sie nicht bei solchen Sachen an. Es wären im Jahr über 200.--€.
Mit freundlichen Grüssen
Frank Schütze
Sehr geehrter Herr Schütze,
gebührenfinanziertes Fernsehen darf keine Schleichwerbung enthalten, wenn es glaubwürdig und unabhängig bleiben will. Ich stimme Ihnen hier vollkommen zu.
Leider kam es aber in der Vergangenheit zu solchen Fällen. So wurde zum Beispiel im Jahr 2005 aufgedeckt, dass in der für die ARD produzierten Serie "Marienhof" Produktwerbung versteckt war. ARD und ZDF haben daraufhin ihre Kontrollen verstärkt und in den Verträgen mit den Produktionsfirmen eine Klausel ergänzt, die empfindliche Strafen für Schleichwerbung vorsieht. Für die Kontrolle ist der Rundfunkrat zuständig, der sich aus Vertretern des öffentlichen Lebens zusammensetzt (Kirchen, Verbände, Gewerkschaften und Politiker). Wenn Sie in konkreten Fällen den Verdacht auf Schleichwerbung haben, sollten Sie sich an den zuständigen Rundfunkrat wenden. Sie erreichen den Rundfunkrat über die Anschriften der Sender.
Ich bin aber auch der Meinung, das in der Programmqualität ein deutlicher Unterschied zwischen öffentlich-rechtlichen Programmen und privaten Sendern besteht. Nur durch die Gebührenfinanzierung können zum Beispiel wirklich unabhängige Verbraucherinformationen gegeben werden. Ein Privatsender müsste bei einem kritischen Beitrag um seine einzige Finanzierungsquelle, die Werbeeinnahmen, fürchten. Die unabhängige und kritische Berichterstattung bei ARD und ZDF sind für mich ein wichtiges Element unserer Demokratie. Deshalb sind die öffentlich-rechtlichen Sender seit ihrer Gründung bewußt gebühren- und nicht steuerfinanziert - auch um politische Einflußmöglichkeiten zu verringern.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Josef Göppel
Weitere Fragen an Josef Göppel
(...) ich bin der Meinung, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen mit dem weiteren Voranschreiten der Digitalisierung kommen wird. (...)
(...) bei der ersten bekannt gewordenen Abhöraktion, bei der unter anderem das Handy von Frau Merkel betroffen war, gehörte ich zu den Initiatoren einer parlamentarischen Gruppe gegen diese Praxis. (...)
(...) Meinungsänderungen bei Spitzenleuten der Politik sind oft nervig, manchmal auch nützlich. Die Meinungsänderung von Frau Merkel zur Beendigung der Atomkraft nach dem Unglück von Fukushima fand ich zum Beispiel gut. (...)
(...) in der Tat ist es politisch unannehmbar, den Luftverkehr immer noch durch die Steuerfreiheit des Kerosins zu subventionieren und gleichzeitig die menschliche Arbeit stärker zu besteuern. Ihr Anteil am gesamten Steueraufkommen sank durch die ökologische Steuerreform ab 1999 leicht; steigt aber seit 2007 wieder an. (...)