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Josef Göppel
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Frage von Harald K. •

Frage an Josef Göppel von Harald K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Göppel,

am 28.4.2015 formulierten Sie auf abgeordnetenwatch.de in einer ihrer Antworten auf eine kritische Frage zum Euro den Satz "Deutschland profitiert vom Euro mit am meisten"! In einem lesenswerten Artikel in der FAZ vom 14.2.2017 weisen der Chef des Münchner Ifo-Instituts Clemens Fuest und der Münsteraner Ökonomieprofessor Johannes Becker klar nach, daß Ihre Aussage von damals falsch war. Bis ins Detail beschreiben die Autoren wie einerseits die Südländer unter dem starken Euro teils leiden, teils sich aber auch stark bereichern und andererseits Deutschland eben ausdrücklich nicht vom Euro profitiert ( http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eurokrise/profitiert-deutschland-von-schwachen-euro-staaten-14873599.html ).

Meine Fragen:

Halten Sie sich in Wirtschaftsfragen für kompetent genug um das beschriebenen Szenario zu widerlegen?

Kennen Sie renommierte Experten, die Fuests/Beckers Argumente schlüssig widerlegen? Können Sie mir deren Aussagen zugänglich machen?

Werden Sie Fuests/Beckers Argumente übernehmen und Ihr weiteres politisches Handeln neu ausrichten oder den Satz von damals weiterhin verwenden?

Haben Sie persönlich Bedenken die Argumente von Fuest/Becker in die Öffentlichkeit zu tragen um nicht - wie in diesem Land inzwischen üblich - reflexartig als Populist abqualifiziert zu werden?

Würden Sie persönlich die beiden Autoren - aufgrund ihrer Aussagen - als Populisten bezeichnen?

Ich freue mich schon sehr auf Ihre Antworten und möchte Ihnen an dieser Stelle für die letzten Monate als MdB noch viel Kraft und Erfolg wünschen.

Mit freundlichen Grüßen

Harald Kroemer
Ansbach

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Kroemer,

Volkswirte erwecken gerne den Eindruck einer mathematisch genauen Wissenschaft. Die Ökonomie untersucht aber komplexe gesellschaftliche Prozesse. Deshalb sind volkswirtschaftliche Debatten ein Austausch von Argumenten. Das zeigt übrigens auch der FAZ-Artikel auf den Sie sich beziehen: Herr Fuest und Herr Becker beschäftigen sich mit den Argumenten anderer Volkswirte. Diese Debatte ist wichtig für die politische Meinungsbildung: Für Sie als Bürger und für politische Entscheidungsträger. Eine ernsthafte Debatte mit Sachargumenten ist das Gegenteil von Populismus. Fällt Ihnen eigentlich auf, wie absurd es ist, zu suggerieren, in Deutschland sei eine freie Debatte nicht möglich, wenn Sie sich auf einen Meinungsartikel in einer der größten deutschen Zeitungen beziehen?

Der FAZ-Artikel von Herr Fuest und Herr Becker wendet sich nach meinem Verständnis vor allem gegen das Argument Deutschland wachse zu Lasten der südeuropäischen Staaten. Die Autoren stellen gar nicht in Frage, dass deutsche Unternehmen von der Investitionssicherheit einer gemeinsamen Währung profitieren und die aus deutscher Sicht zu niedrigen Zinsen Wachstum befördern. Sie beschreiben aber gegenläufige Effekte, wie zum Beispiel den Außenwert des Euros.

Hinter der Debatte steht die ökonomische Handelstheorie und insbesondere die Theorie des optimalen Währungsraums. Hier finden Sie zum Einlesen Zusammenfassungen auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Theorie_optimaler_W%C3%A4hrungsr%C3%A4ume und https://de.wikipedia.org/wiki/Au%C3%9Fenhandelstheorie. Bezogen auf den Euro sagt die Theorie voraus, dass durch den Wegfall von Wechselkursanpassungen ökonomische Ungleichgewichte auf andere Weise abgefedert werden müssen. Die massiven Lohneinbrüche in Griechenland sind dafür ein Beispiel. Allerdings wären früher bei einer Abwertung die Löhne in Drachmen zwar gleich geblieben, die Kaufkraft aber durch die gestiegenen Importpreise aber viel geringer. Die reale Anpassung sah früher also nur anders aus. Das Lohnbeispiel zeigt, dass eine gemeinsame Währung vor allem eine enge Koordinierung der Wirtschaftspolitik braucht um Ungleichgewichte gezielt abzubauen. Hier ist eindeutig Verbesserungsbedarf. Fuest und Becker kritisieren völlig zu Recht, dass Südeuropa den Boom nach der Einführung des Euro nicht ausreichend genutzt haben um die Staatsfinanzen zu konsolidieren. Außerdem argumentieren sie, dass sich für Deutschland beim Verdauen des externen Schocks durch das Platzen der Immobilienblase in den USA die Vor- und Nachteile des Euro in etwa die Waage halten.

In der Gesamtschau halte ich den Beitrag für lesenswert und einige Argumente in der Auseinandersetzung mit unseren europäischen Partnern für sehr nützlich. Es ändert aber nichts an meiner Einschätzung, dass Deutschland letztlich von einer gemeinsamen Währung und einer engen politischen Koordinierung mit unseren Nachbarn profitiert.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Josef Göppel