Frage an Josef Göppel von Andrea W. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Göppel,
vor kurzem wurde ein Brief von Ihnen in Naturschützerkreisen öffentlich, in dem Sie eine Stilllegung von mindestens 7%, wie sie Agrarkommissar Ciolos in seine Vorschläge eingearbeitet hat, fordern und dafür die Unterstützung der Bundeskanzlerin erbitten.
Dazu hätte ich einige konkrete Fragen:
1. Sie erläutern darin, dass diese Stilllegungen gar keine Stilllegungen wären sondern der Anbau von stickstoffbindenden und eiweißerzeugenden Pflanzen dort möglich wäre. Wo hat Ihnen Agrarkommissar Ciolos eine solche Möglichkeit schriftlich zugesichert?
2. Wie wollen Sie verhindern dass intensiv wirtschaftende Betriebe, z.B. Biogasbetriebe in ihrem Wahlkreis Ansbach, nicht einfach Flächen in schwieriger bewirtschaftbaren Gebieten zupachten dort stilllegen und zuhause weiter intensivst bewirtschaften? (Im Vorgriff auf diese Vorschläge passiert das auf dem Betrieb meines Bruders im Bayerischen Wald schon heute - dadurch wird dort die demographische Entwicklung noch verschärft!!!)
3. Sie schlagen den Anbau von stickstoffbindenden Eiweißpflanzen vor und fordern gleichzeitig einen Schnittzeitpunkt nach Ende der Brutzeit (Ende August). Wie passt das zusammen, eiweißreicher Klee muss bis zu diesem Zeitpunkt im Normalfall mindestens dreimal gemäht worden sein, sonst gibt es kein eiweißreiches Futter für die Tiere. Zudem wird durch den späten Schnitt erfahrungsgemäß eine höhere Nitratbelastung des Wassers erreicht, da im Herbst die Pflanzen den Stickstoff nicht mehr aufnehmen können und der ins Grundwasser ausgewaschen wird. Ist ihr Vorschlag dazu durchdacht, wie wollen Sie diese Probleme lösen?
Herzlichen Dank für Ihre Antwort - und danke dass Sie bisher alle Fragen hier beantwortet haben!
Andrea Weber
Sehr geehrte Frau Weber,
gerne nehme ich zu Ihren konkreten Fragen Stellung:
1. Agrarkommissar Ciolos hat vor dem Agrarausschuss des Europäischen Parlaments darauf hingewiesen, dass es um ökologische Vorrangflächen und nicht um Stilllegungen geht. Von daher kommt auch der Vorschlag dort Eiweißerzeugende Pflanzen anbauen zu können.
2. Die Verlagerung der Verpflichtung ökologisch zu bewirtschaftende Flächen vorzuhalten wird die Kommission durch einen entsprechenden Vermerk in der Direktzahlungsverordnung ausschließen.
3. Ich kann nicht nachvollziehen, dass ein Kleeacker bis zum 1.7. „mindestens dreimal gemäht worden sein muss“. Eine gewisse Rücksichtnahme auf brütende Feldvogelarten und die Insektenwelt darf man auf ökologischen Vorrangflächen schon erwarten. Das wird nach den bisherigen Beschlüssen der Kommission und des europäischen Rates mit deutlich höheren Prämien als für die übrigen Ackerflächen finanziell vergütet.
Mit freundlichen Grüßen
Josef Göppel