Frage an Josef Göppel von Joerg F. bezüglich Recht
Sehr geehrter Her Göppel,
zur Zeit wird die Sicherheit der AKWs ja viel diskutiert. Leider habe ich den Eindruck, daß ein wichtiger Aspekt bisher vergessen wurde.
Als die Kernkraftwerke gebaut wurden, wurden die Anlagen noch nach DIN entworfen.
Das ist lange her, mittlerweile wird nicht mehr nach DIN, sondern nach ISO oder EU Norm produziert.
Wenn jetzt irgendein Gerät im Rahmen der Wartung oder aus anderen Gründen als defekt erkannt wird, so muß ein Ersatzteil für die Instandsetzung verwendet werden. Da die Anlagen jedoch sehr alt sind, gibt es zum Teil sicherlich keine original Ersatzteile mehr nach DIN. Auch die damals verwendeten Werkstoffe wurden längst weiterentwickelt und sind heute nicht mehr in vollem Umfang verfügbar. Es müßen dann wohl möglichst ähnliche Teile nach EU oder ISO Norm, bzw. aus heute üblichen Werkstoffen eingesetzt werden.
Doch wie kann die einwandfreie Funktion sichergestellt werden, wenn das Gerät nicht mehr der ursprünglichen Bauweise entspricht?
Selbst wenn noch 30 Jahre alte Geräte bei den Herstellern vorhanden sind, so scheint es doch nicht mehr möglich zu sein Belastungstests durchzuführen, da ansonsten ja nach einiger Zeit keine alten Geräte mehr vorrätig wären. Noch komplizierter wird es, wenn an einem Gerät mehrere Reparaturen durchgeführt wurden. Dann wirken verschiedene ursprünglich von den Entwicklern nicht vorgesehene Teile in die Geräte ein, mit allen möglichen Wechselwirkungen die nicht bekannt sind.
Wie wird also sichergestellt, daß alte Gerätschaften auch nach mehreren Reparaturen wieder einwandfrei funktionieren?
Von aussen betrachtet, scheint sich mit der Zeit ein enormes Risikopotenzial aufzubauen.
Möglicherweise wurde das Problem ja von den Experten bereits gelöst. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie mir eine Lösung des Problems benennen könnten. Falls es noch keine Lösung gibt, könnten Sie das Problem ja mal im Ausschuß für Reaktorsicherheit ansprechen.
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Feler
Sehr geehrter Herr Feler,
Atomkraftwerke lehne ich vorrangig aus Gründen der Sicherheit ab. Ich habe bereits im vergangenen Herbst gegen eine Laufzeitverlängerung gestimmt. Ausführliche Informationen über meine Haltung finden Sie unter www.goeppel.de .
Wegen Ihrer konkreten Frage habe ich mich an das für die Atomaufsicht zuständige Bundesumweltministerium gewandt. Es wurde mir dort versichert, dass Ersatzteile die beim Bau des Kraftwerks festgelegten Spezifikationen erfüllen müssen. Wenn in der Zwischenzeit höhere Anforderungen erlassen wurden, müssen selbstverständlich auch diese erfüllt werden. Die Sicherheit der Kraftwerke wird in regelmäßigen Kontrollen durch die Aufsichtsbehörden der Länder überprüft.
Die kritische Haltung eines großen Teils der Bevölkerung hat dazu beigetragen, dass die staatliche Kontrolle in Deutschland strenger ist als in anderen Ländern. So hat das Bundesamt für Strahlenschutz zum Beispiel einen atomkritischen Leiter. Ich werde mich im Deutschen Bundestag weiter dafür einsetzen, dass Kontrollbehörden unabhängig und ohne Rücksicht auf betriebswirtschaftliche Interessen der Betreiber einen höchstmöglichen Standard durchsetzen. Das halte ich gerade nach dem nun beschlossenen Atomausstieg für die letzten Betriebsjahre der Kraftwerke für besonders wichtig.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Josef Göppel