Jörg Mielentz
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Jörg Mielentz zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Marco H. •

Frage an Jörg Mielentz von Marco H. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Mielentz,

mit Interesse habe ich Ihre Ausführungen zur Energiepolitik gelesen. Die Zukunft liege in einem "Dreiklang aus Energiesparen, Steigerung der Energieeffizienz und einem durchdachten und nachhaltigen Energiemix."
Das klingt wirklich gut, ist aber im Grunde so selbstverständlich, dass sich die Sozialdemokarten in dieser Zielvorstellung nun wirklich nicht von den anderen Parteien unterscheiden.
Sie schreiben von "einer sinnvollen Kombination aus Windkraft- und Wasserkraftanlagen, Biomassekraftwerken, Hackschnitzel- oder Pelletsheizwerken, Solaranlagen usw." Freilich ist unsere holzreiche Gegend prädestiniert für die Nutzung regenerativer Energien. Doch wird das ausreichen?
Sie nennen die Gemeinde Jühnde in Niedersachsen als Beispiel. Diese hat laut eigner Website 750 Einwohner. Ich kenne diese Gemeinde nicht, laut ´Google Earth´ scheint es dort aber keine nennenswerten Gewerbebetriebe zu geben, wenn man von zahlreichen landwirtschaftlichen Betrieben absieht.
Glauben Sie, dass sich das Modell Jühnde z.B. auch auf die Stadt Hof übertragen ließe? (Zur Info: Hof hat fast 48.000 Einwohner) Glauben Sie, dass sich auf solche Weise auch unsere heimischen Betriebe versorgen ließen? Glauben Sie, dass sich Unternehmen wie z.B. die Textilgruppe Hof oder die Rehau AG mit Windrädern, Sonnenkollektoren oder Hackschnitzeln betreiben lassen?
Oder denken Sie doch mal an Ihre Heimatstadt Mannheim und die dortigen Betriebe wie z.B. John Deere oder BASF im benachbarten Ludwigshafen.
Glauben Sie wirklich, dass das Modell Jühnde flächendeckend funktioniert und das bereits heute oder in absehbarer Zeit?

Mit freundlichen Grüßen
Marco Hader
P.S.: Ich bin übrigens Kassenprüfer der JU Naila. Sie müssen in Ihrer Antwort also nicht eigens darauf hinweisen.
P.P.S.: Die CSU war nicht grundsätzlich gegen einen Solarpark in Naila, sondern gegen den geplanten Standort mitten in einem Wohngebiet. Dazu gab es Gegenstimmen aus allen Fraktionen, auch aus der SPD.

Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Hader,

auch Ihnen möchte ich zunächst für Ihre Fragen danken. Natürlich ist mir bekannt, dass Jühnde ein relativ kleiner Ort ist und sich nicht alle dort angewandten Maßnahmen zur autarken Energieversorgung eins zu eins auf unsere Region bzw. auf größere Städte übertragen lassen. Allerdings wollen wir ja nicht sofort eine autarke Energieversorgung. Ich bin fest davon überzeugt, dass es durch den von mir beschriebenen und von Ihnen zitierten Dreiklang aus mehr Energieeffizienz, mehr Energieeinsparungen und der stärkeren Nutzung regenerativer Energien möglich ist, die Atomkraft auf nachhaltige und umweltfreundliche Art und Weise zu ersetzen. Das klingt nicht nur gut. Damit unterscheidet sich die SPD sehr wohl von anderen Parteien, vor allem von Ihrer: Ihre Partei, die CSU, will den Ausstieg aus dem Atomausstieg, sie will neue Atomkraftwerke bauen und sie hat keine Antworten auf die damit verbundenen Probleme, wie z.B. die Frage der dauerhaft sicheren Endlagerung des radioaktiven Atommülls. Und genau diesen Weg wollen wir Sozialdemokraten nicht gehen.
Zur Frage, ob die Nutzung regenerativer Energien auch für unsere heimische Region ausreicht, möchte ich Sie auf ein Konzept des Bund Naturschutz verweisen. Dieser hat errechnet, dass es durch die Nutzung von Windkraft, Sonnenenergie und Biomasse möglich sei, den gesamten Frankenwald mit seinen circa 139.000 Einwohnern autark mit Energie zu versorgen. Und auch die Versorgung der hier ansässigen Gewerbe- und Industriebetriebe wäre (ebenfalls ohne Atomkraft) möglich. Natürlich müssten auch hier alle möglichen Energiesparmaßnahmen ergriffen werden. Unser Ziel ist es, die mehr als 300 Mio. Euro, welche Jahr für Jahr als Energiekosten aus der Region in die Kassen der großen Energiekonzerne fließen, hier in der Region zu behalten, in dem die Energie hier vor Ort produziert wird. Das stärkt die Region, die einheimische Wirtschaft und schafft neue Arbeitsplätze.
Wenn man Ihrer (gemeint ist die CSU) Argumentation folgt, dann kommt der Strom in Deutschland zu 100 Prozent aus der Atomkraft und deswegen müssten zwangsweise die Lichter ausgehen, wenn man – wie im Koalitionsvertrag vereinbart – nun nach und nach die Atommeiler vom Netz nimmt. Die Realität freilich sieht ganz anders aus. Wenn man hier nicht der Atomlobby hinterher laufen und nachhaltiger handeln würde, wären wir in Deutschland was eine nachhaltige Energiepolitik betrifft deutlich weiter.

Mit freundlichen Grüßen
Jörg Mielentz

PS: Natürlich weiß ich auch, dass sie nicht nur Kassenprüfer der JU Naila sind, sondern auch CSU-Fraktionsvorsitzender im Nailaer Stadtrat, Geschäftsführer der CSU im Hofer Land, Kreisrat und ehemaliger Bürgermeisterkandidat.