Frage an Johannes Jung von Samy Nassif M. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Abgeordneter Jung,
mit einigem Entsetzen habe ich in den letzten Tagen über den Zustand unserer Meere und der Fischbestände gelesen. 80% des Fischbestandes seien bereits jetzt akut überfischt und stünden quasi vor der Ausrottung. Spanische und Chinesische Fangflotten (vielleicht auch andere?) würden, ohne Rücksicht auf Nachhaltigkeit, die Meere leer fischen und mit Grundnetzen die Korallenriffe und damit die Kinderstube der Ozeane vernichten.
Ich empfinde dies als existentielle Bedrohung - was unternimmt die Regierung und das Parlament und vielleicht sogar Sie persönlich, um diesen fatalen Treiben ein Ende zu setzen?
Nicht nur die Umweltschäden, sondern auch die bald arbeitslosen Fischer und die bereits jetzt spürbaren sozialen Folgen in den Staaten Afrikas, die mangels durchsetzungsstarker Küstenwache sich eines Teils Ihrer Lebensgrundlage entzogen sehen - das kann doch nicht der Wille des deutschen Volkes sein, dem untätig zuzusehen, oder sehen Sie dies anders?
Ich freue mich auf Ihre Antwort,
freundliche Grüße,
Samy Nassif Makki
Sehr geehrter Herr Makki,
besten Dank für Ihre Anfrage in Sachen Zustand der Meere und Fischbestände.
Die beste Grundlage für eine Einschätzung der globalen Situation ist die FAO-Statistik (FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS). In Ihrem neuesten Bericht zur Lage stellt die FAO fest, dass 52 % der Fischbestände „are producing catches that are at or close to their maximum sustainable limits.“ Die Ausnutzung des maximal möglichen, nachhaltigen Dauerertrages ist das Ziel einer nachhaltigen Ressourcenbewirtschaftung.
Es ist jedem klar, dass die Probleme der Reisproduktion in Indonesien andere sind als die der Viehzucht in Argentinien oder des Rübenanbaus in Deutschland. Die Fischerei ist ähnlich aufgegliedert in Produktionssparten, die voneinander unabhängig sind und spezifische Herausforderungen an die Bewirtschaftung mit sich bringen. Globale Analysen tragen deshalb zur konkreten Verbesserung der Lage nur bei, wenn sie in spezifische Management-Maßnahmen in verschiedenen Regionen umgesetzt werden können. In manchen Regionen der Welt ist die ungeregelte, illegale Fischerei ein großes Problem für die Bewirtschaftung. Hier ist die deutsche Regierung sehr aktiv, um die Kontrolle der Erzeugung zu verbessern und den Handel mit illegalen Erzeugnissen zu bekämpfen. Zur Bewirtschaftung der Bestände sind Langzeitmanagementpläne und die Verbesserung der Fangtechnik notwendig. Hier gibt es vielfältige Bemühungen im Rahmen der EU.
Fahrzeuge unter deutscher Flagge sind im Rahmen von EU-Drittlandsabkommen vereinzelt vor Westafrika, speziell Mauretanien, im Einsatz gewesen. Dabei stand im Vordergrund, dass nur Bestände im Rahmen einer guten Bewirtschaftung genutzt werden, dass die Lizenzgebühren für den Aufbau einer einheimischen Fischereiverwaltung und –kontrolle eingesetzt und dass die Mittel auch zum Nutzen der einheimischen Fischerei verwendet werden. Zu diesem Zweck wurden auch regelmäßig einheimische Fischer auf den Fahrzeugen beschäftigt, die dort ihre fischereilichen und seemännischen Kenntnisse erweitern konnten.
Uns ist die Versorgung der deutschen Bevölkerung mit Fisch ein ebenso besonderes Anliegen wie die Existenz der Fischer - wo auch immer in der Welt. Illegale Aktivitäten müssen unterbunden werden, die Bewirtschaftung der Ressourcen muss nachhaltig gestaltet werden und die dafür notwendigen Instrumente wie Regionale Fischereiabkommen für die Hohe See, Bewirtschaftungspläne, Management der Flottenkapazität, aber auch Kontrolle und Bestrafung müssen den jeweiligen Verhältnissen in den verschiedenen Teilen der Welt entsprechend durchgesetzt werden. Dafür arbeiten wir auf allen Ebenen.
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Jung
PS. Ihre weiteren Anfragen, die Sie uns bereits übermittelt haben,
werden Ihnen auch noch beantwortet.