Frage an Johannes Jung von Peter S. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Jung,
Frau Merkel fliegt heute in die USA zu Herrn Obama. Dieser hätte gerne, dass die BRD einige Häftlinge aus Guantanamo aufnimmt, die Union lehnt das ab. Lehnt die SPD dies auch ab, wenn ja warum?
MfG
Peter Speck
Sehr geehrter Herr Speck,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Die SPD hat im Gegensatz zu ihrem Koalitionspartner eine sehr klare Position zur Aufnahme von Guantanamo-Häftlingen: Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat mehrfach deutlich gemacht, dass Deutschland bereit sein muss, Gefangene aus Guantanamo aufzunehmen und wurde von der CDU für diese Position scharf kritisiert.
Die SPD hat jahrelang die Schließung des Lagers gefordert. Hierzu habe ich im Deutschen Bundestag eine Rede gehalten, die Sie als Datei beigefügt finden. In den USA regiert heute ein Präsident, der die Unrechtmäßigkeit des Lagers erkennt und die Schließung angeordnet hat. Hierbei ist US-Präsident Obama auch auf unsere Unterstützung angewiesen. Es wäre unverantwortlich, den USA die Hilfe bei der Schließung des Lagers zu verweigern.
Häftlinge, die von den USA als "cleared for release" eingestuft wurden, und die weder in ihr Heimatland zurückkehren, noch in den USA aufgenommen werden können, würden weiterhin in Guantanamo verbleiben müssen. Es ist nicht nur eine humanitäre Frage, sondern auch eine Frage der Glaubwürdigkeit der deutschen Politik insgesamt, diese Menschen, die als unschuldig und von deutschen Sicherheitsbehörden als ungefährlich eingestuft werden, aufzunehmen. Die USA hat inzwischen eine entsprechende Anfrage an Deutschland gestellt. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird bei ihrem Besuch in Washington hierzu Stellung nehmen müssen.
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Jung