Frage an Jörg Tauss von Hanns S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Guten Tag Herr Tauss,
nun wollen Sie also doch nicht wieder antreten, obwohl Sie vor ein paar Tagen noch schrieben, dass Sie deswegen an Ihrem Mandat festhalten wollen, weil alles andere aus Ihrer Sicht ein Schuldeingeständnis wäre. Wie ich zwischenzeitlich auch schon geschrieben habe, sehe ich dies nicht unbedingt so, aber wenn Sie es so sehen, sei folgende Frage erlaubt: Meinten Sie Ihren Verzicht auf eine erneute Kandidatur als Schuldeingeständnis?
Nun muss also ein anderer ran. Was für einen Nachfolger wünschen Sie sich und Ihren Wählern? Einen der ehrlicher für Arbeitnehmerintereressen eintritt und der den Mindestlohn nicht nur im wahlkampf verspricht, sondern der im Bundestag dann auch dafür und nicht dagegen stimmt? Einen der sich bewusst ist, dass er im Parlament IMMER Gewissensentscheidungen treffen kann und sich nicht der Parteidisziplin oder dem verordneten hass gegen die Linke zu unterwerfen braucht, wenn er dies nicht will´? Einen der den Kampf für Arbeitnehmerinteressen wichtiger nimmt als das dumpfe Eindreschen auf den politischen Gegner - auch hier denke ich an Ihre Einstellung zum Thema Mindestlohn? Wie sehen Sie Ihre Rolle heute: Sie haben gegen die Arbeitnehmerinteressen gestimmt und sich der Parteidisziplin unterworfen. Nun ist es ausgerechnet die zweite Reihe der Landes-Partei, die Sie nicht mehr sehen wollte und Ihnen den Rücktritt nahe gelegt hat. Hat es sich aus Ihrer Sicht dennoch gelohnt, die eigenen Überzeugungen zu opfern, wenn Sie nun selbst "geopfert" wurden?
Danke im Voraus für diese letzten Antworten!
Einen schönen Ruhestand - sei es an der frischen Luft in Baden oder bei gesiebter Luft irgendwo (darüber werden vermutlich die Gerichte entscheiden) wünscht Ihnen
Hanns Schmidt
Sehr geehrter Herr Schmitt,
nun mal ehrlich: Halten Sie Ihre Fragen in Anbetracht des politischen und teilweise medialen Kesseltreibens der letzten Wochen gegen mich nicht selbst fuer ein bisschen albern?
Ich werde bis zum Ende der Legislaturperiode Abgeordneter sein und dann - voellig ungeachtet des Ausgangs der Ermittlungen und der "Schuldfrage" - nicht mehr dem Deutschen Bundestag angehoeren. Ueber meine Nachfolge muessen sich die Waehlerinnen und Waehler und meine Basis, aber nicht ich selbst, Gedanken machen. Wir leben nicht in einer Monarchie. Im uebrigen haben mir auch meine aergsten politischen Gegner nie vorgeworfen, kein engagierter oder gar ein opportunistischer Abgeordneter (gewesen) zu sein. Und Primitivpopulismus (siehe Mindestlohn und LINKE) ersetzt keine serioese SPD- Politik, die, trotz Union, fuer immer mehr Branchen, begonnen beim Reinigungsgewerbe, erfreuliche Verbesserungen fuer die Beschaeftigten mit sich gebracht hat.
Mit freundlichen Gruessen
Joerg Tauss