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Frage von Oliver G. •

Frage an Jörg Tauss von Oliver G. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Hallo Herr Tauss

Im Oktober veröffentlichte die Energywatchgroup nach zwei Analysen der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH (LBST) eine Untersuchung zur Erdölversorgung. Aufbauend auf historischen Analyse der Ölfunde sowie der Förderprofile vieler Felder und Regionen kommt diese zu dem Schluss, dass vermutlich das Ölfördermaximum im Jahr 2006 erreicht wurde und in den kommenden Jahren die Ölförderung sehr schnell zurückgehen werde.

Etwa bis zum Jahr 2030 könnte die weltweite Ölförderung bereits auf die Hälfte des heutigen Wertes zurückgefallen sein.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, daß gerade in europäischen Ländern wie Norwegen und Großbritannien die Ölförderung in nächsten 10 Jahren auf marginale Mengen zurückgehen wird und Deutschland umso mehr von politisch unsichere Ölförderländer abhängig wird. Wie gedenkt die große Koalition energiepolitisch darauf zu reagieren ?

Da die landwirtschaftlichen Flächen bei weitem nicht ausreichen, um das Öl durch Biokraftstoffe zu ersetzen, müsste doch eine massive Förderung der Energiegewinnung durch Solar-, Windkraft- und Erdwärmekraftwerke sowie Herstellung und Speicherung von Wasserstoff o.ä. erfolgen. Diese Förderung erscheint mir trotz diverser Programme (z.B. in Wasserstofftechnologie) sehr zaghaft angesicht der Brisanz der Lage bzw. hinsichtlich Beimischung von 10 % Ethanol in Kraftstoff in die falsche Richtung weisend.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Goerke,

im Rahmen dieses Forums ist es zweifellos sehr schwierig, das gesamte Energieforschungsprogramm der Bundesregierung darzustellen. Ich verweise hier nur auf die Programme der Ministerien für Forschung, Wirtschaft und Umwelt.

Die Energieforschung hat innerhalb der Bundesregirung und vor allem in meiner Partei einen ausserordentlich hohen Stellenwert. Aus Ihrer unmittelbaren Umgebung des Forschungszentrums Karlsruhe wissen Sie sicherlich von den dortigen Aktivitäten (Stichwort Öl aus Biomasse und die Geothermie). In Freiburg ist ein Zentrum für solare Energieforschung (Fraunhofer).

Hinsichtlich der Biomasse teile ich Ihre pessimistische Einschätzung übrigens nicht. Insbesondere durch Aufforstung (siehe auch entsprechende heute nicht für die Nahrungsgewinnung verwendete Flächen in Osteueropa) lassen sich hier noch grosse Reserven erschliessen. Dies gilt auch für die Nutzung der Potenziale in eigenen Waldgebieten. Die Beimischungspolitik halte ich dem gegenüber nicht für kritisch oder für einen "falschen Weg", weil sie Biokraftstoffen kontinuierlich zu einem schnelleren Durchbruch verhelfen kann. Hier liegen die Probleme an anderer Stelle (siehe Rodungen Regenwald).

Im übrigen will ich doch darauf verweisen, dass staatliche Mittel allein nicht ausreichen, das Problem zu lösen. So drängen wir beispielsweise die chemische Indurstrie darauf, in der Substitution von Erdöl durch nachwachsende Rohstoffe schneller voranzukommen. In der Kraftfahrzeugindustrie spielt das Thema Wasserstoff und Brennstoffzelle eine immer wichtigere Rolle. Und selbst die Energiewirtschaft, die sogar in unserer Region noch vor wenigen Jahren die Solarenergie regelrecht bekaempft hat, stellt sich langsam um und betont die Notwendigkeit regenerativer Energien. Schon aufgrund der Preisentwicklung fuer Energie und des immer schnelleren Umdenkens in den USA bin ich mir sicher, dass wir hier in den naechsten Jahren global und gerade auch in Deutschland grosse Fortschritte erzielen.

Mit freundlichen Gruessen
Joerg Tauss