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Frage von Frank H. •

Frage an Jörg Tauss von Frank H. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Tauss,

im Spiegel vom 19.11.2007 habe ich gelesen, dass durch den Unfall in Tschernobyl 47 Menschen durch Strahlenschäden ums Leben kamen und seitdem von 4000 erkrankten Kindern insgesamt 9 an Schilddrüsenkrebs gestorben sind.
Das kann doch wohl nicht stimmen! Seit Jahren spende ich jedes Jahr Geld, um angeblich tausenden von Opfern des Reaktorunfalls zu helfen. Einige Bekannte von mir haben zum Teil über kirchliche Organisationen auch schon für die Ferien geschädigte arme Kind aus der Ukraine und Weißrussland aufgenommen.
Ist das denn jetzt alles nur Show? Gibt es nun die hunderttausenden Tote und strahlenkranken Opfer des Reaktorunfalls gar nicht wirklich?

Ich bitte Sie dringend um Aufklärung.

Mit freundlichen Grüßen

Frank Hörter

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Hoerter,

ich wundere mich doch sehr, wie kritiklos Sie schlichten Bloedsinn aus dem Spiegel uebernehmen. Sonst kenne ich Sie gegenueber dem Spiegel eher als kritischen Leser.

Die Folgen von Tschernobyl sind ausserordentlich gut dokumentiert. Im Tschernobyl- Museum in Kiew koennten Sie die Portraetaufnahmen tausender verstorbener Mitglieder der Aufraeumkommandos betrachten. Das sind die ummittelbaren Strahlenkranken gewesen. Nicht absehbar sind dem gegenueber die Folgen langfristiger Be- und Verstrahlung in kleinen Dosen, wie dies die Einwohner ganzer Landstriche, z.B. in Belarus, erleiden muessen. Gerne koennen Sie mich gelegentlich dorthin begleiten, weil ich mir immer wieder vor Ort ein Bild mache.

Denn wie Sie vielleicht wissen, unterstuetze ich mit unserer West- Ost- Gesellschaft im Landkreis seit Jahren eine Kinderklinik in Mogilov / Belarus. Feststellbar ist, dass dort auch 20 Jahre nach Tschernobyl bis zu 80% der Neugeborenen Defekte am Immunsystem und sogar Schaedigungen innerer Organe aufweisen. Auch harmlose Krankheiten haben so oft einen schwereren Verlauf als bei "normalen" Kindern aus unbelasteten Gebieten. Hinzu kommen natuerlich auch soziale Probleme.

Auf meiner Homepage finden Sie unter dem Stichwort WOG uebrigens eine kleine Bilanz unserer Arbeit. Es geht dabei , wie auch bei Erholungsmassnahmen, vordergruendig nicht um "Schilddruesenkrebs" (wenngleich auch diese Faelle ueberproportional angestiegen sind - Sie sprechen selbst von 4.000 Faellen) oder um "Strahlenkranke", die, wie damals die Liqidatoren der ersten Stunde, sehr schnell verstorben sind.

Ihr Joerg Tauss

PS: Ihre Spenden haben wir uebrigens bisher auf unserem Konto der West - Ost- Gesellschaft nicht feststellen koennen. Deshalb gerne nochmals die Kto. Nr.: WOG, Stichwort Tschernobylhilfe, Kto. 000 67 000, Sparkasse Kraichgau, BLZ 663 500 36