Klimaerwärmung 1,5Grad bis 2030. Welche Maßnahmen werden Sie innerhalb Ihrer Partei vorantreiben, um uns Bürger und unsere Umwelt vor den Auswirkungen dieser Katastrophe zu schützen?
Speziell interessiere ich mich für ihre Vorschläge zur Reduzierung von Autoverkehr, energiesparende Sanierung von Wohnhäusern und Genehmigung von mehr Windkraftanlagen sowie Solaranlagen
Liebe Frau Conle,
vielen Dank für Ihre Frage. Der Kampf gegen die Klimakrise und die drohende Erderwärmung ist eines unserer großen Themen. „Die Transformation zur Klimaneutralität“ mit den Lösungsvorschlägen von Volt ist ein 30seitiger Bereich in unserem Wahlprogramm Bundestagswahl 2021 (S. 61ff)
Darin geht es um Probleme und Lösungsvorschläge in den Bereichen
> Energiewende > Bauen und Wohnen > Industrie > Land- und Forstwirtschaft
> Mobiltätswende > Kreislaufwirtschaft > Negative Emissionen > CO2-Bepreisung
Die u.g. Vorschlägen beziehen sich auf die Abwendung weiterer Erderwärmung. Davon unabhängig brauchen wir schnelle und faktenbasierte Lösungen für die bereits sichtbaren Auswirkungen der Klimakrise (Extremwetter-Ereignisse, Überschwemmungen, Hitzeperioden): Dazu gehören u.a. weniger Flächenversiegelung, Re-Naturierung von Flussläufen, bessere Warnsysteme, bessere Aufklärung der Bevölkerung für Verhalten bei Hochwasser und Hitze aber auch mehr Transparenz zu Nachhaltigkeit von Produkten und mehr Anreize für Müllvermeidung.
In unserem Wahlprogramm fordert Volt zur Abwendung einer Klima-Katastrophe und für nachhaltigen Umweltschutz:
- das temporäre Aussetzen der Schuldenbremse, um den Klimawandel stoppen zu können
- die Ernennung eines*einer deutschen Bundesminister*in für Energie
- CO2-Neutralität bis 2035 und Klimaneutralität bis 2040
- CO2 Emissionshandel für Klimapolitik nutzen, z.B. Zertifikate reduzieren und verteuern
- Dekarbonisierung (CO2-Entzug) der Atmosphäre (z.B. Aufforstungen, Pflanzenkohle, Moore)
- das Ende der Braunkohle-Verstromung bis 2025, der gesamten Kohleverstromung bis 2030
- die Erhöhung von Ausschreibungen für erneuerbare Energien auf 25 bis 30 Gigawatt pro Jahr
70% aus Wind (40% Nordsee-/Ostsee, 30% Land) und 30% aus Solar - die stärkere Förderung von Solar-Anlagen auch auf privaten Flächen
- die Förderung erneuerbarer Energiegewinnung (EE) durch Energiegenossenschaften
- die schnellere Modernisierung von Altbauten für bessere Energieeffizienz (Modernisierungsquote von 4% jährlich, Förderprogramme und faire Kostenverteilung zwischen Mieter*innen und Eigner*innen)
- den Umbau unserer Industrie zu klimaneutraler und nachhaltiger Kreislaufwirtschaft, inkl. Reparierbarkeit und längerer Haltbarkeit von Produkten sowie Vermeidung von Müll
- die Förderung von Stromspeicher-Technologien und von grünem Wasserstoff
- die Einführung von Autobatterien, die Strom speichern und ins Netz einspeisen können
- die Ausrichtung unserer Land- und Forstwirtschaft auf mehr Klimaschutz z.B. durch gezieltere Agrarförderung, Aufforstung von Mischwäldern und Re-Naturierung von Mooren
- in Europa: eine europäische Klimadiplomatie-Gruppe und eine Agentur für Klimaschutz und Energiewende, die durch das Europa-Parlament kontrolliert wird.
Speziell für die Mobilitätswende wollen wir u.a.
- mehr Anreize für Fuß-, Fahrrad- und Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)
- weniger Anreize fürs Auto (CO2-Bepreisung, max. 120 km/h auf Autobahnen, Verbot fossiler Kraftstoffe bis 2035)
- mehr Schienenverkehr für Personen und Güter, Ausbau der Infrastruktur der Deutschen Bahn ohne Gewinnorientierung, Vergabe von Streckenbündeln in denen vielbefahrene Strecken weniger befahrene wirtschaftlich mittragen, Einführung von Nachtzügen und Deutschland-Takt (z.B. halbstündige Züge auf Haupt-Fernstrecken)
Die Transformation zu Klimaneutralität soll so SOZIAL GERECHT wie möglich erfolgen. Einnahmen aus der CO2-Bepreisung sollen zu 1/3 an die Bürger*innen ausgezahlt werden, zu 1/3 als Subventionen für grüne Produkte genutzt werden und zu 1/3 in Forschung und Entwicklung investiert werden. Regionaler Strukturwandel soll durch Umschulungs- und Wiederbeschäftigungsprogramme gefördert werden.
Klimaschutz ist ein weltweites Problem. Volt ist nicht nur eine deutsche, sondern auch eine paneuropäische Partei, die mit den gleichen politischen Zielen in 24 europäischen Ländern aktiv ist. Nur gemeinsam mit den anderen europäischen Ländern und darüber hinaus können wir den Klimawandel stoppen und unsere Umwelt bewahren.
Das war eine lange Antwort, ich bedanke mich fürs geduldige Lesen ;) und freue mich ggf. auf Rückfragen oder Diskussion.
Ihre Jördis Hollnagel