Frage an Jochen Luczak von Ulla G. bezüglich Bildung und Erziehung
Hallo Jochen,
mich interessiert deine Einschätzung zum unterschiedlichen Vorgehen der einzelnen Bundesländern im BIldungsbereich. Statt irgendwo sich auch nur auf den Weg zu einem Konsens zu begeben, scheint der Wettbewerb, welches Bundesland nun die schlausten Schüler hat, die Oberhand zu gewinnen - mit allen Konsequenzen für Schule, Schüler und Lehrer. .
Welche Chancen siehst du, hier jemals vom Förderalismus zum gemeinsamen Vorgehen zu kommen?
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Ulla Griepentrog,
danke für die Frage zum Föderalismus im Bildungsbereich und den Wettbewerb unter den Bundesländern. Die verschiedenen internationalen Untersuchungen über den Erfolg der Bildungssysteme haben erhebliche Schwächen in Deutschland aufgedeckt. Die sind ja nicht neu, alle die in diesem Bereich tätig sind, wissen um den Rückstand und diskutieren seit langem über skandinavische Modelle und Alternativen. Vergleiche zwischen den Bundesländern machen indieser Hinsicht schon Sinn - die entscheidende Frage aber ist, welchen Nutzen haben die Schüler bislang davon? Warum braucht die Modernisierung so lange? Wer steht da auf der Bremse?
Der "Egoismus" der jeweiligen Landesministerien und -behörden läuft einer Kooperation zuwider. Das Hoffen auf Einsicht und freiwillige Kooperation zwischen den Ländern würde vergeblich sein. Ein gemeinsames Vorgehen halte ich nur für aussichtsreich, wenn uns ein bundesweiter Impuls gelingt, die Chancen der Kinder und Jugendlichen auf gute Bildung und Betreuung in der Agenda der Regierungspolitik ganz weit nach oben zu setzen. Das muss in der nächsten Regierungsperiode gelingen. Auf dieser Grundlage könnte man Einschnitte in die förderale Selbständigkeit durchsetzen. Dazu müsste aber auch eine verbesserte finanzielle Ausstattung durch den Bund gehören. Das könnte die Benachteiligung von armen Bundesländern gegenüber den reicheren wie Bayern oder Baden-Würtemberg besser ausgleichen.
Während ich einerseits für mehr Zentralismus auf diesem Gebiete bin, muss vor Ort an den Schulen mehr Freiraum und Flexibilität möglich gemacht werden. Von guten Modellen lernen, starre Strukturen und bürokratische Hindernisse wegräumen, der individuellen Förderung der einzelnen Kindern viel mehr Raum geben - es gibt eine ganze Reihe von konkreten bewährten Maßnahmen, die für eine größere Autonomie der Schulen sprechen.
Eines steht aber fest: ein "gemeinsames Vorgehen" sind wir unseren Kindern schuldig. Nicht die Reputation der Bundesländer steht auf dem Spiel, sondern die Zukunftschancen unserer Jugend. Es lohnt sich, dafür zu kämpfen!
Freundliche Grüße
Jochen Luczak