Frage an Joachim Stünkel von Tobias H. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Stünkel,
dem Regierungsprogramm der Niedersachsen CDU ist zu entnehmen, dass "die Ausweisung von weiteren Stilllegungsflächen im Wald [...] auf Flächen der niedersächsischen Landesforsten konzentriert... werden soll.
Beinhaltet diese Formulierung eine weitere Ausweisung von Staatswald als Stilllegungsfläche über das 10%-Ziel der Nationalen Biodiversitätsstrategie hinaus? Sogenannte Wildnisflächen stehen diametral den Zielen der Multifunktionalen Forstwirtschaft gegenüber und mindern wichtige Funktionen des Waldes im Kontext des Klimawandels. Wissenschaftliche Untersuchungen deuten deutlich darauf hin, dass nachhaltig bewirtschafteter Wald Vorteile in den genannten Themenfeldern hat. Wie stehen Sie persönlich und die CDU Niedersachsen zu der Stilllegung von Wald im Allgemeinen und einer Erweiterung dieser Flächen im Speziellen?
Sieht die CDU Niedersachsen eine Notwendigkeit das LÖWE-Programm der Niedersächsischen Landesforsten zu überarbeiten?
In Erwartung Ihrer Antwort verbleibe ich mit bestem Gruß
Sehr geehrter Herr H.,
grundsätzlich begrüßen wir Wildnisflächen, allerdings sollten diese nicht im Privatwald auf Kosten der Besitzer umgesetzt werden.
Ihre Aussagen kann ich insgesamt nur unterstützen. Eine weitere Ausdehnung über das 10%-Ziel der Nationalen Biodiversitätsstrategie erachte ich nicht für sinnvoll. Dies ist auch die Meinung der CDU in Niedersachsen. Wir akzeptieren die Forderungen der Bundesregierung nach einer Stilllegung von Flächen, um sie der natürlichen Waldentwicklung zu überlassen, sind aber der Meinung, dass diese auf Flächen des Nationalparks Harz beschränkt werden sollten sowie bereits im Rahmen des LÖWE-Programms vorhandene und besonders geeignete Flächen. Der Quote ist in unseren Augen die Holzbodenfläche im Wald des Landes zu Grunde zu legen.
Die CDU Fraktion im Niedersächsischen Landtag tritt für eine nachhaltige, naturnahe und multifunktionale Forstwirtschaft in Niedersachsen ein. Die Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes stehen dabei grundsätzlich auf ganzer Fläche gleichrangig nebeneinander. Die ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekte sind in angemessenen Ausgleich zu bringen.
Da Niedersachsen mit einem Waldanteil von 25 Prozent ein relativ waldarmes Land ist, machen wir uns daher für den Erhalt des Waldes und soweit sinnvoll und möglich für eine Waldmehrung stark. Das Land verfügt über 30 Prozent des Waldes in Niedersachsen. Die Gesamtfläche des Landeswaldes muss erhalten bleiben. Eine Veräußerung der Landesforsten oder auch von Teilen davon kommt meines Erachtens nicht in Frage. Ausnahmen wären Veräußerungen im Rahmen eines allgemeinen Liegenschaftsmanagements (Veräußerungen von Streuflächen, Arrondierung). Die Niedersächsischen Landesforsten arbeiten wirtschaftlich erfolgreich und zuverlässig. Sie sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und leisten unter anderem, wie Sie auch anführen, einen wichtigen Beitrag zum Natur- und Umweltschutz.
Die privaten Waldeigentümer verfügen über 59 Prozent des Waldes in Niedersachsen. Hier ist meiner Meinung nach die Stärkung der Eigenständigkeit, Professionalität und Wirtschaftlichkeit von Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) der richtige Weg, um eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung des kleinstrukturierten Privatwaldes zu gewährleisten.
Dieses weite Themenfeld hat noch viele weitere Faktoren, die ich hier jetzt nicht genannt habe.
Für deren Umsetzung müsste das Landeswaldprogramm von 1998 als Planinstrument für den Wald im Zusammenhang mit dem Regionalen Raumordnungsprogramm RROP der Landkreise, der Region Hannover und des Zweckverbandes Großraum Braunschweig und dem Waldgesetz im erforderlichen Umfang angepasst und aktualisiert werden. In diesem Zusammenhang wäre auch zu prüfen, ob Wald-Vorranggebiete ausgewiesen werden können.
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Stünkel