Frage an Jens Hirschberg von Bärbel S. bezüglich Verkehr
Hallo Jens, du willst dich für mehr Verkehrsberuhigung auf Bremens Straßen einsetzen. Wie willst du dafür sorgen,dass Fahrradfahren in Bremen attraktiver wird und mehr Bremerinnen und Bremer auf das Fahrrad umsteigen?
Vielen Dank für dieFrage.
Um attraktiv zu sein, muss Fahrradfahren vor allem schnell, bequem und sicher sein. Bremen hat eine relative umfangreiche Fahrradinfrastruktur, die zu einem entscheidenden Teil dazu beigetragen haben dürfte, dass Bremen heute den höchstenFahrradfahrer*innenanteil aller Großstädte mit mehr als 500 000 Einwohnern in Deutschland hat. Aber die bestehendeFahrradinfrastruktur erfüllt an vielen Stellen nicht den Anspruch, schnell, bequem und sicher zu sein. Sie ist an vielen Stellen nicht ausreichend an den Bedürfnissen des Fahrradverkehrs ausgerichtet, reparaturbedürftig und nicht ausgelegt auf das heutige Radverkehrsaufkommen.
Schnell bedeutet nicht unbedingt, dass auf dem Fahrrad besonders hohe Geschwindigkeiten erreicht werden müssen. Aber auch der bestausgebaute Radweg mit glattem Belag nützt wenig, wenn er nur über Umwege ans Ziel führt und Radfahrer*innen an jeder Ampel anhalten und wieder anfahren müssen, letzteres manchmal mehrmals, um eine einzige mehrspurige Straße überqueren zu können.
Bequem sind viele Radwege in Bremen leider nicht mehr. Insbesondere viele der gepflasterten Hochbordradwege sind Rüttelpisten, die für Mensch und Material eine Belastungsprobe darstellen. Und so schnell, wie man gerne möchte, kommt man sonatürlich auch nicht voran.
Sicher ist die bestehende Fahrradinfrastruktur auch nicht überall. Insbesondere auf Hochbordradwegen kommt es an Kreuzungen, Einmündungen und Einfahrten immer wieder zu brenzligen Situationen. An vielen Stellen sind die bestehenden Wege zu schmal, um Radfahrer*innen, die nun mal mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten unterwegs sind, ein sicheres Überholen zu ermöglichen. Von der Möglichkeit, auf der Fahrbahn zufahren, machen nur wenige Radfahrer*innen Gebrauch, da sie sich inmitten des fließenden Autoverkehrs bedrängt und subjektiv unsicher fühlen.
Um all diese Unzulänglichkeiten abzubauen, muss Bremen in Zukunft der Bedeutung des Fahrradverkehrs gerecht werden und angemessene finanzielle und personelle Ressourcen zur Verfügung stellen. In den vergangenen Jahren haben Grüne Verkehrssenatoren bereits einen Perspektivenwechsel eingeleitet und auch an vielen Stellen auch schon für Verbesserungen gesorgt. Aber natürlich geht da noch mehr, und es ist auch mehr notwendig.
Die im Verkehrsentwicklungsplan(VEP) vorgesehenen 8 Radpremiumrouten werden sicherlich dazubeitragen, das Fahrradfahren auch für weitere Wege attraktiver zumachen. Aber neben diesen Hauptverbindungsrouten müssen auch dieFahrradverbindungen innerhalb der und zwischen den Stadtteilenverbessert werden. Auch müssen an vielen einzelnen Stellen Dingeverbessert werden, um Radfahren schnell, bequem und sicher zumachen.
Es gibt sicherlich keine einzelne Maßnahme, die alleine das Fahrradfahren in Bremen noch attraktiver macht. Viele Städte in den Niederlanden und auch Kopenhagen in Dänemark geben gute Beispiele, wie man die Bedingungen für Fahrradfahrer*innen verbessert und so mehr Menschen zur Benutzung des Fahrrads bewegt. Da gibt es noch viel zu lernen, und wenn Bremen nicht alles nachahmen muss, wünsche ich mir noch mehr Mut und Entschiedenheit bei derRadverkehrsförderung, sowohl in den strategischen Grundlinien als auch bei den Details, die in der Summe zu einer deutlichen Steigerung der Attraktivität des Fahrradfahrens beitragen können. Und ich möchte in den nächsten Jahren dazu beitragen, dass Bremen diesen Mut aufbringt.
Ich hoffe, ich konnte die Frage zufriedenstellend beantworten.