Wieso treten Sie als Arzt bei Kenntnis aller Probleme und Unwirksamkeiten trotzdem für eine Impfpflicht ein, besonders unter Bezug auf den Hippokratischen Eid?
Sehr geehrter Herr E.,
vielen Dank für Ihre Frage.
Aktuell beobachten wir weiter stetig steigende Infektionszahlen, es müssen wieder mehr an Covid-19 erkrankte Menschen im Krankenhaus behandelt werden und weiterhin sterben viel zu viele Menschen in Folge einer Covid-19 Erkrankung. Unser Gesundheitssystem insgesamt und das Gesundheitspersonal im Speziellen befinden sich damit weiter an seiner Belastungsgrenze. Durch eine Impfung gegen das Coronavirus werden schwere Krankheitsverläufe und Langzeitfolgen einer Covid-19 Erkrankung nachweislich deutlich gesenkt und auch die Wahrscheinlichkeit sich zu infizieren und das Virus weiterzugeben ist wesentlich geringer als bei Ungeimpften. Dies schützt in der Konsequenz nicht nur die Geimpften selbst, sondern führt bspw. auch dazu, dass weniger infizierte Menschen in einem Krankenhaus behandelt werden müssen, was wiederum zu einer erheblichen Entlastung der Krankenhäuser führt. Denn es darf nicht vergessen werden, dass jeder Covid-19 Erkrankte aufgrund von besonderen Schutzmaßnahmen einen erhöhten Behandlungsaufwand bedarf und damit zusätzliche Personalkapazitäten bindet. Die Entlastung der Krankenhäuser führt in der Folge dazu, dass auch die Gesundheitsversorgung von besonders vulnerablen Gruppen, wie Kindern, Kranken und Menschen mit Behinderung oder sonstigen medizinischen Notfällen weiter sichergestellt werden kann.
Die durch die EU zugelassenen Impfstoffe wirken nachweislich und sind daher unser wichtigstes Instrument, um den Verlauf der Pandemie gemeinsam als Gesellschaft abzuschwächen. Eine mögliche Impfpflicht und die entsprechenden Details der Umsetzung sind aktuell Thema einer fraktionsübergreifenden Diskussion im Bundestag, sowie einer öffentlichen Diskussion.
Daher spreche ich mich – insbesondere auch als Arzt - für eine Impfnachweispflicht ab 18 Jahren aus. Gemeinsam mit Abgeordneten anderer Bundestagsfraktionen habe ich deshalb einen entsprechenden Gesetzentwurf auf den Weg gebracht. Der Stand der medizinischen Wissenschaft und die Infektionslage sind dynamisch, neue Erkenntnisse kommen kontinuierlich hinzu. Auf dieser Basis müssen natürlich auch politische Entscheidungen im Laufe der Zeit überprüft und ggf. angepasst werden.
Mit freundlichen Grüßen
Janosch Dahmen