was halten die FREIEN WÄHLER von einem sozialem Pflichtjahr für alle Jugendlichen im Alter von 18 bis 25 Jahre? Aufgaben: Pflege, THW, Feuerwehr, Stadtpflege usw.
Im Kern unterstütze ich den Grundgedanken von sozialem Engagement und die Möglichkeit jungen Menschen die Option zum Engagement an der Gesellschaft zu geben. Ich für meinen Teil lehne aber den Zwang zum sozialen Engagement eher ab. Dieser würde die Motivation, sich zukünftig freiwillig zu engagieren und die langfristige Verbundenheit zur Gesellschaft eher schwächen als stärken.
So wünschenswert es klingen mag, Werte wie Zusammenhalt, Verantwortungsbewusstsein oder Empathie unter jungen Menschen zu stärken, so fern von jeglicher Realität bewegen wir uns in dieser Diskussion. Im Ersten Schritt sollen erst einmal genug Dienstplätze für Freiwillige geschaffen werden, bevor man über den einjährigen Pflichtdienst sinniert, der einen massiven staatlichen Eingriff in die Freiheitsrechte junger Menschen darstellt.
Beim Freiwilligen Sozialen Jahr gab es im Jahrgang 2019/2020 insgesamt 140 377 Bewerbungen. Am Ende bekamen nur 52 478 Jugendliche einen Platz, was ca. 37 Prozent entspricht. Noch gravierender war das Missverhältnis beim Freiwilligen Ökologischen Jahr: 11 878 Bewerbungen gingen ein, 3142 Freiwillige unterzeichneten eine Dienstvereinbarungen - ein gutes Viertel. (https://dserver.bundestag.de/btd/19/215/1921517.pdf#page=68)
Die Zahlen zeigen klar, dass mehr Jugendliche sich engagieren würden, wenn es mehr Plätze gäbe. Die Debatte zu einem sozialen Pflichtjahr halte ich für nicht zielführend und viel zu verfrüht.
Anstatt den Versuch zu unternehmen, mit Zwang ein Gemeinschaftsgefühl zu befördern, sollte man sich darauf beschränken, einen verlässlichen Regelrahmen zu setzen und ein freiwilliges Jahr für jeden der daran Interesse hat zu ermöglichen.
Ein Jahr Dienst an der Gemeinschaft sollte ein Recht sein, keine Pflicht.
Ein weiteres großes Problem dabei ist auch: Das Geld, das man dort bekommt, reicht oft nur, um die Miete zu zahlen. Wenn überhaupt. Die meisten Freiwilligen können sich so ein Jahr nur leisten, wenn sie gutsituierte Eltern haben und diese ihrer Unterhaltspflicht auch nach der Volljährigkeit weiter nachkommen wenn der Einstieg ins Berufsleben durch den Freiwilligendienst/Pflichtdienst verzögert stattfindet. Die bestehenden Programme müssten also mit mehr Geld ausgestattet werden. Dann bräuchte es keinen Zwang zur gemeinnützigen Arbeit. Für eine ganze Generation würde es noch attraktiver werden, freiwillig der Gesellschaft ihren Dienst zu erweisen.
Ein „Soziales Jahr für alle“ sollte so attraktiv, flexibel und umfassend aufgesetzt werden, dass es quasi ein „Muss“ ist, sich dieser Lebenserfahrung und Aufgabe zu stellen und man sich selbst schadet, sich diesem Angebot zu entziehen. Bezahlung mindestens vergleichbar einer sonstigen Berufsausübung, höhere Anrechnung auf Rente, Numerus Clausus, kostenlose Nutzung des ÖPNV, Honorierung des Sozialen Jahres beim Arbeitgeber, der dadurch auf Mitarbeiter mit tendenziell höherer Sozialkompetenz bauen kann.