Frage an Jan Wagner von Michael R. bezüglich Umwelt
Hallo,
unter anderem interessiert mich auch sehr Ihre politische Haltung
zur Einführung des ökologisch sehr umstrittenen E 10 Benzins.
Aus meiner Sicht verteuern sich dabei nur Nebenkosten für private Endverbraucher
und Industrie... ohne erkennbaren ökologischen Nutzen.
Wie ist Ihre Stellungnahme dazu ???
MFG
Michael Rang
Sehr geehrter Herr Rang,
ich spreche mich prinzipiell dafür aus, alternative und ggf. umweltschonende Kraftstoffe zu fördern. Wir müssen ressourcenschonend mit unserem Planeten umgehen. Daher hat die EU beschlossen, dass bis 2020 in den EU-Mitgliedsländern ein höherer Anteil sogenannter Bioanteile enthalten sein muss. Ich verstehe das Ansinnen; die Maßnahmen, wie bspw. die Einführung von „Super E10“, geht aus meiner Sicht aber an den Zielstellungen vorbei.
Ich entnehme Ihrer Frage, dass Sie sich insbesondere für zwei Thesen interessieren: die der Preise für Endkunden und die des ökologischen Nutzens.
Zu den Preisen: International gesehen, werden fossile Kraftstoffe herkömmlich als Diesel- und Ottomotorkraftstoffe angeboten. In Deutschland ist es so, dass für die jeweiligen Motoren noch unterschiedliche Produkte bestehen. Ich halte das für fragwürdig. Mir geht es um eine Grundversorgung. Ein Dieselauto muss seinen Diesel tanken, ein Benziner ein gutes Benzin.
Das Mehrangebot, welches auch schon vor E10 bestand, sorgte für einen Preisanstieg. Das halte ich für eine Fehlentwicklung. Zudem: Wenn die Einführung von E10 dazu dienen soll, ökologisch bessere Standards zu setzen, erklärt das nicht die höheren Kosten für „normalen“ Super, wenn E10 beim Preis des alten Super stagniert. Eigentlich müsste Super genau so viel kosten, wie zuvor und E10 ein wenig billiger sein, da es ja auch mehr Verbraucht bedeutet.
Dass das nicht der Fall ist, ist ein Indiz daraufhin, dass es bei der Einführung des E10 tatsächlich unter anderem um eine weitere Kostenerhöhung für die Endverbraucher handelt.
Nun zu den ökologischen Standards: Ich halte E10 für nicht ökologisch.
1. Es ist nach wie vor ein fossiler Brennstoff. Unter der Annahme, dass der Bioethanolanteil eine solche Stärkung der Nachfrage erfährt, dass die produzierenden Pflanzen kaum noch angebaut werden können, ist diese Art von Antrieb aus meiner Sicht auch nicht regenerativ.
2. Um Bioethanol zu gewinnen, bedarf es Freiflächen, die für die Landwirtschaft dringend gebraucht werden. Allein den Anteil an Bioethanol zu erhöhen, ist daher nicht ökologisch.
Sehr geehrter Herr Rang,
ich hoffe Ihnen damit einen Einblick gegeben zu haben, warum ich die Einführung des Kraftstoffes E10 für deplatziert halte. Mir ist es auch ein Anliegen, bei aller Ablehnung des neuen E10, darauf hinzuweisen, dass prinzipiell fossile Kraftstoffe keine Zukunft mehr haben.
An dieser Stelle ist aber Verbraucheraufklärung gefragt. Hier passiert zu wenig. Nicht die Einführung neuer Benzin-Sorten kann die Lösung sein, sondern die Förderung alternativer Antriebe. Das ist ein langjähriger Prozess. Aber wir müssen heute beginnen, um morgen einen Schritt weiter zu sein.
Mit freundlichen Grüßen,
Jan Wagner