Jan Rittaler
LKR
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Jan Rittaler zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Werner K. •

Frage an Jan Rittaler von Werner K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Wie ist Ihre Position zur vollständigen Trennung von Staat und Religion?
Mehr als 40% der Bevölkerung sind mittlerweile konfessionsfrei – bei den Jugendlichen sind es mehr als 50%.
Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass christliche Kirchen eine positive Rolle im Staat spielen. Die menschliche Ethik hat sich meist gegen den Widerstand der Kirchen weiterentwickelt (Bsp. Gleichberechtigung der Frau, u.v.a).
In Deutschland ist die Trennung von Staat und Religion unvollendet geblieben und gleicht mehr einer intransparenten gegenseitigen Förderung als einer Trennung wie sie z.B. in Frankreich (Laizismus) in der Verfassung verankert und nach der französischen Revolution vollzogen wurde. Dies wird an vielen Beispielen deutlich.
Der konfessionsfreie Bevölkerungsanteil ist strikt gegen die anhaltende direkte und indirekte Finanzierung der Kirchen (19 Milliarden im Jahr 2009) durch den „Staat“ (durch alle Steuerzahler, auch konfessionsfreie).
Statt die staatliche Finanzierung auszuweiten und möglicherweise auch islamischen Religionsunterricht zu finanzieren, sollte der gesamte Religionsunterricht an den Schulen durch ein integratives Pflichtfach „Ethik“ zur Wertevermittlung ersetzt werden.
Deshalb ist die Einschränkung der staatlichen Privilegien der christlichen Kirchen angebracht, statt der Ausweitung auf Muslime und islamische Einrichtungen. Ebenso sollte die Diskriminierung von annähernd 1 Million Mitarbeiter der kirchlichen sozialen Einrichtungen beendet werden.
Die Gehälter von Bischöfen usw. werden vom Staat aus dem allg. Steueraufkommen, nicht etwa aus der Kirchensteuer bezahlt, also auch von Nichtkirchenmitgliedern und Anders-gläubigen gemäß einer 200 Jahre alten Vereinbarung, aus der die Kirchen anhaltend dubiose Ansprüche ableiten.
Konfessionsfreie möchten die Staatsleistungen an die beiden christlichen Kirchen beenden und – wo unvermeidlich – ablösen!
Wie stehen Sie dazu? mfg Werner Koch

Antwort von
LKR

Sehr geehrter Herr Koch,

Sie haben Recht, die FDP ist für die Trennung von Kirche und Staat. Das bedeutet, beide sind in ihrem Bereich souverän und der eine redet dem anderen nicht drein. Das heißt, in der Kirche wird nicht politisiert und in der Politik nicht religiös bekehrt. So ist auch meine Position. Grundlage hierfür sind die zwischen Staat und Kirche abgeschlossenen Verträge. Eine "Kulturrevolution" findet nicht statt, dafür gib es in unserer Gesellschaft keine Mehrheiten. Auch ich persönlich sehe dafür keinen Grund. Ich bin im Sinne christlicher Werte erzogen worden aber der Glaube ist meine Privatsache.

Es gibt auch Bereiche, bei denen Staat und Kirchen im gegenseitigen Interesse zusammenwirken. Z.B. beim Religionsunterricht und beim Einzug der Kirchensteuern. Beides ist historisch gewachsen, würde vielleicht heute so nicht mehr eingerichtet, ist aus meiner Sicht und im Sine einer Güterabwägung aber auch nicht schädlich. Für die Leistungen wird von den Begünstigten jeweils ein Entgelt erbracht/verrechnet. Wenn die Kirchen im sozialen Bereich nicht tätig wären und der Staat dies in eigener Regie machen müsste, würde das für Sie als Steuerzahler um vieles teurer, weil dann z.B. vermutlich kein ehrenamtliches Engagement mehr enthalten wäre. Insofern ist auch hier die Mitfinanzierung gerechtfertigt.

Übrigens: Sie können mich nicht wählen, weil Sie nicht in meinem Wahlkreis wohnen. Insofern bitte ich um Verständnis, wenn ich mich auf Fragen von Bürgerinnen und Bürgern aus meinem Wahlkreis konzentriere und Ihnen zu diesem Thema keine weiteren Fragen beantworten werde.

Freundliche Grüße an Sie

Dr. Jan B. Rittaler