Sehr geehrter Herr Dieren, wikipedia zu Folge gehören Sie dem Forum "Demokratische Linke" an. Wie passt dazu der von Ihnen mitunterzeichnete Aufruf zu Friedensverhandlungen?
Leider werden schon lange Begriffe wie: links, rechts, sozialistisch, faschistisch, kommunistisch etc. einfach nach eigenem Gutdünken verwendet. Oft mit der Absicht etwas zu verschleiern. Links bedeutet für mich, dass ein Land, z.B. die Ukraine, die in Ihrer Geschichte schon viel Leid erfahren musste, z.B. auch von Deutschland, ein Selbstbestimmungsrecht hat. Sie wird nun von einem Land überfallen, dessen Führer sich um seine "eigenen Völker" einen Dreck schert.
Wie können Sie, als sogennanter "Linker", solch einen Aufruf mitunterzeichnen?
M. fr. Gr. G. B.
Sehr geehrter Herr B,
die Ukraine hat als souveräner Staat selbstverständlich ein Selbstbestimmungsrecht. Der russische Staat verletzt mit seinem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg das Recht auf die territoriale Hoheit der Ukraine. Dieser Krieg ist durch nichts zu rechtfertigen und selbstverständlich hat der ukrainische Staat das Recht, sich gegen den russischen Angriff zu verteidigen. Putin trägt die volle Verantwortung für die Toten und die Menschen auf der Flucht. Putins Begründungen für den Krieg sind Lügen und Propaganda. Dies machen wir in unserem Aufruf auch deutlich. Ich mache mir große Sorgen über die Zukunft von Frieden und Sicherheit in Europa und der Welt. Genau deswegen braucht es meiner Meinung nach einer friedenspolitische Perspektive. In der Sozialdemokratie hat diese Perspektive nicht nur eine bedeutende Tradition, sondern sollte immer - auch in der aktuellen Situation - im Vordergrund stehen. Krieg als Mittel der Durchsetzung von Interessen lehne ich ab. Es muss gelingen, die Eskalationsspirale zu stoppen und genau dafür müssen wir Mittel und Wege nutzen, die das kriegerische Handeln so schnell wie möglich beenden.
Mit freundlichen Grüßen
Jan Dieren