Frage an James Herrmann von Bettina S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Bundeswehr an Schulen
Sehr geehrter Herr Herrmann,
wir möchten Sie noch einmal auf diesem Wege um eine Stellungnahme bitten.
Im letzten Jahr unterzeichnete das Kultusministerium RLP ein Kooperationsabkommen mit der Bundeswehr. Durch diesen Vertrag wird der Zugang der Bundeswehr zu SchülerInnen weiter verbessert. Dabei werden ganze Unterrichtseinheiten von Bundeswehrsoldaten übernommen. Zudem sind Jugendoffiziere der Bundeswehr berechtigt, LehrerInnen fort- und ReferendarInnen auszubilden.
Mit der landesweiten Kampagne „Schulfrei für die Bundeswehr“ setzen wir uns für eine Rücknahme dieser, an Öffentlichkeit und Parlament vorbei unterzeichneten Vereinbarung ein. Wir wenden uns nicht gegen politische Aufklärung. Diese ist essentiell notwendig um gerade jungen Menschen eine differenzierte Sicht auf politische Vorgänge zu ermöglichen. Bildungsarbeit gehört aber in die Hände von PädagogInnen. SoldatInnen sind nicht für die Unterrichtung von Kindern und Jugendlichen zuständig oder geeignet, da so die Ansichten der Bundeswehr in den Rang regulärer Lehrinhalte erhoben werden und viele SchülerInnen und ReferendarInnen nicht mehr kritisch distanziert mit den vermittelten Informationen umgehen. Den Widerspruch des Abkommens zu Schulgesetz, Beutelsbacher Konsens und UN-Kinderschutzkonvention haben die Trägerinnen der Kampagne u.a. dem Petitionsausschuss des Landes ausführlich dargelegt. siehe auch: www.schulfrei-fuer-die-bundeswehr-rlp.de
Ihre Position zum Kooperationsabkommen mit der Bundeswehr stellt für uns einen wichtigen friedenspolitischen Wahlprüfstein dar. Welche Meinung vertreten Sie zum Thema Bundeswehr an Schulen? Sind Sie bereit unsere Kampagne zu unterstützen?
Weitere wichtige Fragen sind für uns ihre Position zu den Atomwaffen in Büchel und den Kriegsflughäfen Ramstein und Spangdahlem – wir fordern den Abzug der Atomwaffen und eine aktive Abrüstungs- und Konversionspolitik – wie stehen Sie dazu?
Mit freundlichen Grüßen
Bettina Seckler (Friedensinitiative NW)
Hallo Frau Seckler,
die Bundeswehr bzw. ihre Jugendoffiziere haben in unseren Schulen nichts zu suchen. Ich lehne dieses Kooperationsabkommen aufs entschiedenste ab, denn dieses Abkommen stellt eine Militarisierung der Schulen dar. Selbstverständlich bin ich bereit Ihre Kampagne auch persönlich zu unterstützen. Ich wäre bereit, wenn gewünscht, zusammen mit Ihnen einen Infostand zum Thema "Schulfrei für die Bundeswehr" zu machen. Sie können mich gerne telefonisch oder per Email kontaktieren.
Spangdahlem und Ramstein sind die Drehscheibe des Todes in Rheinland-Pfalz. Ich habe am 2. Februar in Kaiserslautern zusammen mit Doris Emrich (Vorstandsmitglied der Bürgerinitiative Fluglärm, Bodenlärm und Umweltverschmutzung), Ralph Lenkert (MdB, Obmann im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit), Tanja Krauth (Beauftragte für soziale Bewegungen im Landesvorstand DIE LINKE Rheinland-Pfalz) und Tobias Pflüger (AG Friedens- und Konfliktforschung (AFK) eine gut besuchte Veranstaltung organisiert. Mehr Infos finden sie unter http://fluglaerm-kl.de/aktuelles_einzeln.php?artikel=201102121526. Ich stehe auch ohne wenn und aber für den Abzug der Atomwaffen aus Büchel. Zu Recht fordern Sie eine aktive Abrüstungs- und Konversionspolitik. "Von deutschem Boden soll nie wieder Krieg ausgehen" darf keine Utopie sein, wir müssen es zur Realität machen. Dazu müssen die Airbases geschlossen, die Atomwaffen aus Büchel abgezogen und die Bundeswehr aus den Schulen verbannt werden.
Grüße
James Herrmann