Hohe Preissteigerungen bei der Lebenshaltung, Inflation bei den Vermögenswerten, Festschreibung der Nullzinspolitik führen zu einer Enteignung des Bürgers: Was konkret werden Sie dagegen tun?
Sehr geehrter Herr Hohlmaier,
vielen Dank für Ihre Nachricht und die Beschreibung Ihres Anliegens.
In der Tat wird die Inflation dieses Jahr voraussichtlich sehr hoch sein - dies liegt jedoch hauptsächlich an Corona-Sondereffekten. Die EZB hat ihr Inflationsziel zwar erst kürzlich auf glatte zwei Prozent angepasst und damit das allgemein geläufige "unter, aber nahe zwei Prozent"-Ziel ersetzt, aber das hat hauptsächlich kommunikative Gründe. In den letzten 8 Jahren wurden die 2-Prozent immer und zum Teil deutlich unterschritten.
Entscheidend für den Verlust der Sparer:innen ist die Differenz aus Inflation und Zinsen. Die Zinsen sind im Moment zwar niedrig, die Inflation - mit Ausnahme von 2021 - aber auch. Ein Beispiel aus der Vergangenheit: Im Jahr 1992 lagen die Zinsen auf Spareinlagen zwar bei durchschnittlich 2,8%, die Inflation betrug jedoch 5,0%. Die Differenz und damit der Verlust der Sparer:innen war größer.
Ich verstehe aber natürlich Ihr Problem und Ihre Sorge. Wir müssen schauen, dass die EZB das 2-Prozent-Ziel einhält und nicht dauerhaft überschreitet. Außerdem müssen wir erreichen, dass der wirtschaftliche Aufschwung nach der Corona-Krise gleichmäßig verteilt wird - sodass auch alle Sparer:innen etwas zum sparen haben! Gerade dieser Punkt muss von der Politik stärker in den Blick genommen werden. Die Schere zwischen arm und reich ist in den vergangenen Jahren immer weiter auseinander gegangen, auch wegen den von Ihnen angesprochenen stark im Wert gestiegenen Vermögenswerten.
Ich hoffe ich konnte Ihnen meine Position verständlich darlegen. Bei Rückfragen können Sie sich gerne per Mail an mich wenden. Bis dahin alles Gute!
Mit freundlichen Grüßen
Isabell Steidel