Frage an Ilka von Boeselager von Heiner G. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau von Boeselager,
Sie behaupten, dass sich das dreigliedrige Schulsystem in Deutschland bewährt habe.
- Wie erklären Sie sich die Tatsache, dass alle maßgeblichen internationalen Fachleute das deutsche System als nachteilig insbesondere für Kinder aus sozial schwächeren Schichten ansehen?
- Halten Sie die entsprechenden Aussagen in den PISA-Studien für wissenschaftlich falsch?
- Warum , wenn das System so gut ist - übernehmen es nicht andere Länder (meines Wissens gibt es nur noch in der Schweiz und in Österreich ein ähnliches System)?
- Welche Nachteile haben Ihrer Ansicht nach die Gesamtschule und die von der SPD propagierte Gemeinschaftsschule (zur räumlich gemeinsamen Erziehung bei gleichzeitig erhöhter Durchlässigkeit ) gegenüber dem jetzigen System?
- Halte Sie das von der CDU in einigen Bundesländern propagierte gemeinsame Lernen bis zur 6. Klasse für pädagogisch falsch?
Vielen Dank schon jetzt für Ihre Antwort
Mit freundlichen Grüßen
Heiner Geiß
1. Frage:
Wie erklären Sie sich die Tatsache, dass alle maßgeblichen internationalen Fachleute das deutsche System als nachteilig insbesondere für Kinder aus sozial schwächeren Schichten ansehen?
Antwort:
Es gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass ein längeres gemeinsames Lernen nach der vierjährigen Grundschule zu besseren Ergebnissen führt oder sozial gerechter ist. Dies hat erst jüngst wieder der führende deutsche Bildungswissenschaftler Professor Baumert im Schulausschuss des Landtags dargelegt.
2. Frage:
Halten Sie die entsprechenden Aussagen in den PISA-Studien für wissenschaftlich falsch?
Antwort:
Die PISA-Studie trifft keine Aussagen zu Fragen der Schulstruktur. PISA misst Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern.
Bereits bei der PISA-Studie aus dem Jahr 2000 ist auf S. 427 nachzulesen: "Aufgrund der Schwierigkeiten, die verschiedene Formen der Schul- und Unterrichtsorganisation adäquat zu erfassen, ist es nicht möglich, eindeutige Aussagen zu ihrer Bedeutung für die Entwicklung von Schülerleistungen zu machen. Offensichtlich variieren die durchschnittlichen Schülerleistungen in den verschiedenen Teilnehmerländern unabhängig von den hier erfassten Formen der Schul- und Unterrichtsorganisation."
3. Frage:
Warum , wenn das System so gut ist - übernehmen es nicht andere Länder (meines Wissens gibt es nur noch in der Schweiz und in Österreich ein ähnliches System)?
Antwort:
Jedes Land hat eigene Traditionen, Umstände, Voraussetzungen und Gegebenheiten, die sich nicht einfach übertragen lassen. So sind z. B. in Finnland die Lehrer kommunale Angestellte und keine Landesbeamten, die in ärmeren Kommunen wohl auch hin und wieder in den Sommerferien entlassen werden um Geld zu sparen. Der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Zuwanderungsgeschichte liegt in Finnland bei ca. 3 Prozent und Bildung als Gut genießt dort eine ungleich höhere Bedeutung als in Deutschland.
4. Frage
Welche Nachteile haben Ihrer Ansicht nach die Gesamtschule und die von der SPD propagierte Gemeinschaftsschule (zur räumlich gemeinsamen Erziehung bei gleichzeitig erhöhter Durchlässigkeit ) gegenüber dem jetzigen System?
Antwort:
Die CDU steht zu allen unseren Schulen. Deshalb stehen unsere Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt unseres bildungspolitischen Handelns. Bildungspolitik wird leider oftmals sinnwidrig auf Fragen der Schulstruktur reduziert. Wir brauchen vor allem eine Diskussion darüber, wie gelernt, gelehrt und was im Unterricht eigentlich vermittelt werden soll. Denn das Austauschen von Türschildern nutzt weder den Schülerinnen und Schülern noch dient es der Qualität des Unterrichts.
5. Frage:
Halten Sie das von der CDU in einigen Bundesländern propagierte gemeinsame Lernen bis zur 6. Klasse für pädagogisch falsch?
Antwort:
Verweis auf Frage 1.