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Hubertus Heil
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Frage von Brigitte K. •

Wieso trägt die Abschaffung des Ehegattensplittings zur besseren Teilnahme der Frauen an der Erwerbstätigkeit bei?

Sehr geehrter Herr Heil,
mir als Finanzbeamtin erschließt sich nicht, weshalb die Abschaffung des Ehegattensplittings die Chancen der Frauen am Erwerbsleben verbessern soll.
Für Aufklärung wäre ich dankbar.
Eine wesentliche Teilnahme am Arbeitsleben wäre nur möglich, wenn genügend Kinderbetreuungsplätze vorhanden wären.
Ein gesetzlicher Anspruch nutzt nichts, wenn weder Kitaplätze noch Personal vorhanden sind.
Daran sollte die Regierung arbeiten.
Aber Kinder haben keine Lobby, das beweist wieder der Streit bezüglich der Kindergrundsicherung.
LG
Brigitte K.

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Sehr geehrte Frau K.,

vielen Dank für Ihre Nachricht. 

Das Ehegattensplitting führt dazu, dass das Einkommen beider Ehepartner gemeinsam versteuert wird, wobei die Steuerlast in der Regel sinkt, wenn ein Ehepartner ein deutlich höheres Einkommen hat als der andere. Dies schafft einen finanziellen Anreiz dafür, dass ein Ehepartner (oft die Frau) weniger oder gar nicht erwerbstätig ist. Dieser finanzielle Anreiz wirkt somit hemmend auf die Erwerbsbeteiligung von Frauen.

Darüber hinaus hat die fehlende Erwerbstätigkeit langfristige Auswirkungen auf die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen. Frauen, die weniger oder gar nicht erwerbstätig sind, sind oft finanziell von ihren Ehepartnern abhängig: Dies betrifft nicht nur das aktuelle Familieneinkommen, sondern auch die eigenen Rentenansprüche und die finanzielle Absicherung im Alter. Eine höhere Erwerbsbeteiligung würde Frauen helfen, eigene Rentenansprüche zu erwerben und sich besser gegen finanzielle Unsicherheiten abzusichern.

Ich stimme Ihnen zu, dass eine wesentliche Teilnahme von Frauen am Arbeitsleben auch von ausreichenden Kinderbetreuungsplätzen abhängt. Ein gesetzlicher Anspruch auf Kinderbetreuung ist nur dann wirksam, wenn ausreichend Kita-Plätze und qualifiziertes Personal zur Verfügung stehen. Hier arbeiten wir mit Hochdruck an der Fachkräftesicherung, z.B. durch das Fachkräfteeinwanderungsgesetz und das Aus- und Weiterbildungsgesetz. Allerdings darf hier die Rolle der Väter nicht vergessen werden: Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Verteilung der Care-Arbeit innerhalb der Familien. Es sollten mehr Anreize für Väter geschaffen werden, sich stärker in die Betreuung und Erziehung der Kinder einzubringen. Wenn Väter sich vermehrt an der Care-Arbeit beteiligen, können Frauen ihre Erwerbstätigkeit besser ausbauen, ohne dass die familiäre Betreuung darunter leidet.

Mit freundlichen Grüßen
Hubertus Heil, MdB


 

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