Warum werden die ME/CFS und Long Covid Erkrankten immer noch allein gelassen? Keine Aufklärung, keine Forschung, kaum Anlaufstellen. Warum wird die Studie zu BC007 nicht weiter vorangebracht?
Sehr geehrte Frau S.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Viele Menschen, die mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert waren, leiden auch Wochen und Monate später noch an schweren körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen. Die Forschung an den Ursachen sowie die Aufklärung und Unterstützung von Betroffenen der Post-COVID-19-Erkrankung (Long- und Post-COVID) nehmen wir als Bundesregierung daher sehr ernst und auch mir persönlich liegt das Thema besonders am Herzen.
Im Koalitionsvertrag haben wir entsprechend beschlossen, ein deutschlandweites Netzwerk von Kompetenzzentren und interdisziplinären Ambulanzen zur weiteren Erforschung und Sicherstellung einer bedarfsgerechten Versorgung rund um die Langzeitfolgen von COVID-19 sowie für das chronische Fatigue-Syndrom (ME/CFS) zu schaffen. Bereits seit Mai 2021 fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zehn Forschungsverbünde mit 6,5 Millionen Euro, die Wissenslücken zu Spätfolgen bzw. ihren Risikofaktoren, Krankheitsmechanismen oder Behandlungsmöglichkeiten schließen sollen. Fragestellungen rund um Long-COVID werden bspw. innerhalb des vom BMBF geförderten Netzwerks Universitätsmedizin (NUM), in einer großangelegten und ebenfalls geförderte NAKO Gesundheitsstudie sowie an den Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung in verschiedene Forschungsprojekten erforscht (z.B. Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Berlin Institute of Health (BIH)).
Bezüglich der Erforschung des Wirkstoffes BC 007 fördert BMBF das Forschungsprojekt „reCOVer“ mit 1,2 Millionen Euro als eines von 10 Verbundvorhaben im Rahmen der BMBF-Richtlinie „Förderung von Forschungsvorhaben zu Spätsymptomen von COVID-19“. Auch wenn der Start der Pilotstudie sich aus verschiedenen Gründen verzögert hat, geht die Projektleitung davon aus, dass die Pilotstudie noch diesen Herbst starten kann. Detaillierte Informationen zu den Projekten und weiterführende Links finden Sie auf den Seiten des BMBF.
Die Aufklärung und Unterstützung von Betroffenen ist neben der Forschung zu den Ursachen und Folgen ganz besonders wichtig. Deutschlandweit gibt es ambulante Post-COVID Versorgungsangebote sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche. Neben Kliniken und medizinischen Versorgungszentren gibt es eine Reihe an Praxen und niedergelassenen Ärzt*innen, die spezielle Post-COVID-Sprechstunden anbieten. Sie finden eine Auflistung hier: https://longcoviddeutschland.org/ambulanzen/. Des Weiteren hat das BMBF in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung das Informationsportal www.longcovid-info.de eingerichtet. Auf diesen Seiten finden Betroffene und Angehörige, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber und alle Interessierten verlässliche Informationen rund um die Langzeitfolgen einer Ansteckung mit dem Coronavirus.
Uns als SPD ist es besonders wichtig, niemanden mit seinen Sorgen, vor die eine belastenden Post-COVID-Erkrankung eine Person stellt, alleine zu lassen. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Anlaufstellen weiter auszubauen und mehr Klarheit in die Unsicherheiten rund um Long- und Post-COVID zu bringen.
Sehr geehrte Frau S., ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Kraft.
Mit freundlichen Grüßen
Hubertus Heil