Frage an Hubertus Heil von Jürgen M. bezüglich Energie
Sehr geehrter Herr Heil,
da sich in Ihrem Wahlkreis ein Kohlekraftwerk befindet, habe ich eine Frage zur Energiewende.
Die letzten Atom- und Kohlekraftwerke werden ja in absehbarer Zeit abgeschaltet.
Im Ausland wird Strom aus solchen Kraftwerken dann aber weiterhin produziert. Dieser Strom wird doch auch weiterhin an der Strombörse in Leipzig gehandelt. Wie wird sichergestellt, daß dieser Strom nicht für deutsche Verbraucher eingekauft wird?
Wenn dieser Handel nicht unterbunden würde, macht die Abschaltung von deutschen Kraftwerken doch keinen Sinn.
mit freundlichen Grüßen
Jürgen Müller
Sehr geehrter Herr Müller,
vielen Dank für Ihre wichtige Frage.
Strom wird an der Börse und außerhalb der Börse gehandelt. An der Strombörse – für Deutschland der European Energy Exchange EEX in Leipzig und der European Energy Exchange EPEX SPOT in Paris – werden standardisierte Produkte ge- und verkauft. Am Strommarkt können sowohl konventionelle als auch Erneuerbare-Energien-Anlagen Strom anbieten. Dabei müssen Stromangebot und -nachfrage zu jeder Zeit im Gleichgewicht sein.
Der Bedarf am Einkauf von Kohle- und Atomenergie aus dem Ausland in Deutschland ist jedoch sehr gering und wird auch durch die geplante Reduktion der Kohleverstromung in Deutschland nicht steigen. Durch den weiter wachsenden Zubau der Erneuerbaren Energien in Deutschland auf einen Anteil von 65 Prozent am Bruttostromverbrauch bis 2030 bleibt Deutschland sogar ein Stromexporteur, da die wegfallenden Strommengen aus der Kohle durch heimische Erneuerbare Energien ersetzt werden.
Trotzdem sind Veränderungen an der Strombörse notwendig, damit Erneuerbare Energien noch stärker bevorzugt behandelt werden als konventionell gewonnene Energie. Dazu sind wir, die SPD-Bundestagfraktion, aktuell im Gespräch mit unseren Koalitionspartnern. Ziel ist hier, Fehlanreize zu korrigieren und die Erneuerbaren Energien weiter zu fördern.
Lassen Sie mich zum Schluss noch sagen: Deutschland steigt als einziges Land weltweit gleichzeitig aus der Atom- und Kohle-Energieversorgung aus. Wir sind in einem neuen Zeitalter angekommen – dem der erneuerbaren Energien. Strom kommt nicht mehr aus dem Kraftwerk, sondern von Solarpanels auf den Dächern und Windrädern auf den Feldern und auf dem Meer. Nur so können wir die Voraussetzungen für die Einhaltung der Klimaziele und eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung gemeinsam schaffen.
Ich freue mich daher, dass das heimische Kraftwerk Mehrum in meinem Wahlkreis sich auch diesem Wandel stellt. Ich unterstütze die Bewerbung der Allianz für die Region mit ihren zahlreichen Projektpartnern, für den Aufbau eines Wasserstoffzentrums in der Region Braunschweig-Peine-Salzgitter. Dem Kraftwerk Mehrum kommt hier eine besondere Rolle bei der zukünftigen Produktion von grünem Wasserstoff zu. Dadurch besteht die Chance, auf dem Weg zur klimaneutralen Mobilität, hochqualifizierte Arbeitsplätze im Landkreis Peine zu schaffen. Die Projektpartner der Allianz für die Region haben bereits viel Erfahrung beim Thema CO2-neutraler Wasserstoff gesammelt und unsere Region besitzt die benötigte Infrastruktur. Ich werde mich auch zukünftig für das Projekt stark machen und stehe hierzu in engem Kontakt mit den Beteiligten auf der regionalen und Landesebene wie auch der Bundesebene.
Ich hoffe Ihnen mit meiner Antwort geholfen zu haben.
Bleiben Sie gesund!
Mit freundlichen Grüßen
Hubertus Heil