Frage an Hubertus Heil von Corinna K. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Heil,
warum dürfen Hundetrainer im jetzigen Lockdown in NRW, keine Einzelstunden geben, obwohl das und auch Gruppenunterricht in anderen Bundesländern gestattet ist?
Ich bin Hundetrainerin und lebe in NRW. Es ist mir unbegreiflich, dass ich meinen Beruf zurzeit nicht ausüben darf. Einzeltraining sollte möglich sein. Dazu bin ich mit einer Person und deren Hund unterwegs. Unter Einhaltung aller AHA- Regeln ist eine Ansteckung bei dieser Tätigkeit extrem unwahrscheinlich. Warum werden Menschen, die ihrer Arbeit ohne Risiko vor einer Ansteckung ausüben können, daran gehindert, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Im Lockdown 2020 war das möglich und hat sich als sehr hilfreich herausgestellt. Denn auch Hunde, genauso wie Kinder, brauchen Erziehung, um Verhaltensproblemen vorzubeugen. Ich darf mit einer Freundin und ihrem Hund spazieren gehen, jedoch ist mir die gleiche Konstellation beruflich untersagt. Wäre es nicht langsam an der Zeit, jeden einzelnen Berufsstand unter die Lupe zu nehmen und zu schauen, dass da, wo Arbeit möglich ist, diese zu zulassen.Ein Fotograf (Handwerker) darf in einem 60 m² großen Raum eine 5-köpfige Familie fotografieren und diese Kunden haben dabei keinen Mundschutz an. Ich frage sie, wo ist da die Ansteckungsgefahr größer? Egal wie ich bitte sie setzen sie sich dafür ein, dass Menschen, von deren Arbeit kein Risiko ausgeht, sich anzustecken, in Arbeit bleiben. Die Zukunft dieses Landes und der Menschen, die in diesem Land leben, hängt auch davon ab.
Die Coronaverordnung ist viel zu allgemein gehalten. Handwerker und Dienstleister dürfen arbeiten, außerschulisches Bildungsangebot ist verboten usw.. Wer ist Dienstleister, wer Handwerker, wer bietet außerschulisches Bildungsangebot an, es herrscht ein vollkommenes Chaos.
Man könnte einmal alle Berufe durchgehen und eine Risikoabschätzung durchführen in Anbetracht der Lage würde, das Sinn machen, auch für die nächsten Wellen, die da kommen werden!
MFG
C. K.
Sehr geehrte Frau Krauthausen,
vielen Dank für Ihre Frage und herzlichen Dank, dass Sie mir das Vertrauen entgegenbringen von ihrer persönlichen Situation zu berichten. Ich kann gut verstehen, dass Sie gerne Ihren Beruf ausüben möchten.
Allerdings ist das Infektionsgeschehen in Deutschland noch nicht wieder so kontrollierbar, wie es beispielsweise im Sommer 2020 gewesen ist. Deshalb ist es erforderlich, weitere tiefgreifende Maßnahmen zur Beschränkung von Kontakten, auch an der frischen Luft, zu ergreifen.
Ganz wesentliche Sorgen machen mir vor allem die Erkenntnisse über Mutationen des SARS-CoV2-Virus. Die britischen Gesundheitsbehörden und die überwiegende Zahl der Forscher sind sehr alarmiert, weil epidemiologische Erkenntnisse darauf hindeuten, dass die dort aufgetretene Mutation B1.1.7 deutlich infektiöser ist, als das uns bisher bekannte Virus. Ähnlich wie damals zu Beginn der Pandemie hinsichtlich des Virus gibt es jetzt hinsichtlich der neuen Mutation noch keine eindeutige Gewissheit bezüglich deren Eigenschaften. Da die Mutation B.1.1.7 bereits in Deutschland nachgewiesen wurde, sind Bund und Länder gemeinsam der Auffassung, dass der jetzige Erkenntnisstand zwingend ein vorsorgendes Handeln erfordert, weil die Folgen einer Verbreitung einer Virusmutation mit höherem Ansteckungspotenzial eine schwerwiegende Verschärfung der pandemischen Lage bedeuten würde. Deshalb gebietet es das Vorsorgeprinzip, den weiteren Eintrag nach Deutschland und die Verbreitung der Mutationen in Deutschland möglichst weitgehend zu unterbinden.
Wesentlicher Erfolgsfaktor für alle Maßnahmen ist dabei die Bereitschaft aller Bürgerinnen und Bürger, die Maßnahmen in ihrem Alltag so umzusetzen, dass das Virus wirklich keine Chance zur Verbreitung hat. Die weit überwiegende Zahl der Menschen in Deutschland tut dies seit fast einem Jahr mit großer Disziplin.
Auf die nächsten Wochen in der Pandemie kommt es entscheidend an. Wir müssen die Infektionszahlen jetzt wieder dauerhaft unter eine 7- Tage-Inzidenz von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner senken, damit wir ähnlich wie im Sommer des letzten Jahres bei niedrigem Infektionsniveau wieder Normalität zurückgewinnen können.
Gerne können Sie sich bei Fragen zur konkreten Ausgestaltung der Corona-Verordnung in Nordrhein-Westfalen an die Landesregierung zu wenden, die das letzte Wort bei der Umsetzung der Maßnahmen hat.
Ich hoffe Ihnen mit meiner Antwort weitergeholfen zu haben.
Bleiben Sie gesund.
Mit freundlichen Grüßen
Hubertus Heil