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Hubertus Heil
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Frage von Henning Dr. T. •

Frage an Hubertus Heil von Henning Dr. T. bezüglich Verbraucherschutz

Sehr geehrter Herr Heil,

als Bewohner Ihres Wahlkreises erbitte ich Ihre Stellungnahme zum Problemkreis TTIP und CETA: Die Kanzlerin betont, wie wichtig diese Abkommen für die deutsche Wirtschaft seien. Das mag ja generell stimmen.

ABER: Nach bisher bekannt gewordenen Informationen zu den weitgehend geheim verlaufenen Beratungen ist sehr fraglich, ob einzelne Elemente daraus auch vorteilhaft für die deutschen Bürger sind. Offensichtlich wird es mit den bisherigen Formulierungen leicht, im Bereich der AGRO-GENTECHNIK europäische Standards in den Bereichen Umwelt- und Verbraucherschutz suszuhebeln.
Noch problematischer sind wohl auch Formulierungen zu sehen, mit denen multinationale Konzerne INVESTITIONSSCHUTZKLAUSELN erhalten sollen incl. Schiedsgerichten, die jeder demokratischen Legitimation und Kontrolle entzogen sind.
Nähere Informationen dazu in der Süddeutschen Zeitung vom 12.1.2015 und in einem Gutachten des Instituts TESTBIOTECH.

Welche Möglichkeiten sehen Sie, die Interessen europäischer Verbraucher vor der Verabschiedung beider Abkommen konkret in den Vertägen besser zu sichern als bisher formuliert?
Welche Möglichkeiten sehen Sie für den Deutschen Bundestag, zugunsten Ihrer Wähler Einfluss zu nehmen?
Welche Möglichkeiten sehen Sie für die Europaabgeordneten der SPD / Soz.Fraktion, in die bisherigen Entwürfe zugunsten demokratischer Kontrollen zu intervenieren?
Welche Möglichkeiten sehen Sie, die Kanzlerin in den o.a. Details zugunsten deutscher Bürger umzustimmen?

Mit freundlichem Gruß
Dr. Tribian

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SPD

Sehr geehrter Herr Dr. Tribian,

vielen Dank für Ihre Zuschrift zum Thema TTIP und CETA. Viele Menschen diskutieren gegenwärtig im privaten Kreis, in Parteigremien, aber auch in Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden oder Bürgerinitiativen über den Freihandel. Vor Kurzem haben der SPD-Parteivorstand und die SPD-Bundestagsfraktion auf einer gemeinsamen Konferenz im Willy-Brandt-Haus Befürworter und Kritiker der beiden Abkommen zu Wort kommen lassen. Wir haben intensiv, auch kontrovers mit den 700 Anwesenden diskutiert – und dabei viele der Fragen, die uns Parteimitglieder, aber auch andere Bürgerinnen und Bürger, über das Internet gestellt haben, beantwortet.

Gerne fasse ich die Schwerpunkte zur Beantwortung Ihrer Anfrage über Abgeordnetenwatch zusammen.

Wie ist der Stand bei CETA und TTIP?
Das Freihandelsabkommen mit Kanada (CETA) ist ausverhandelt, aber noch nicht unterschrieben. Es können also noch Änderungen vorgenommen werden. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat in den vergangenen Wochen erreicht, dass sich die sozialdemokratischen Handelsminister von Frankreich, Dänemark, Schweden, Luxemburg, den Niederlanden und Deutschland in der EU auf eine gemeinsame Position verständigt haben – vor allem bei dem besonders umstrittenen Thema Schiedsgerichte. Alle anderen sozialdemokratischen Parteien in Europa wollen jetzt auf der Grundlage dieser gemeinsamen Vorstellung der Handelsminister die Freihandelsabkommen weiter verbessern. Dabei geht es vor allem darum, die bisherigen privatwirtschaftlich organisierten Schiedsgerichte in Freihandelsabkommen zu öffentlich-rechtlichen Institutionen zu machen - mit Berufsrichtern statt Vertretern bezahlter Anwaltskanzleien, mit öffentlichen und transparenten Verfahren und Berufungsinstanzen. Außerdem soll die Möglichkeit für Unternehmen, solche öffentlich-rechtlichen Schiedsinstitutionen anzurufen, klar beschränkt werden. Außerdem will Sigmar Gabriel erreichen, dass kein Unternehmen vor einem Schiedsgericht besser gestellt werden kann als vor einem innerstaatlichen Gericht. Wir verfolgen damit die Idee der Einrichtung echter Handelsgerichtshöfe statt privatwirtschaftlicher „Geheimgerichte“. Auch die neue EU-Handelskommissarin Malmström hat mir gegenüber ihre Unterstützung für diesen Weg signalisiert. Die SPD und bereits die alte Bundesregierung hatten besondere Investitionsschutzabkommen für unnötig gehalten, weil ja sowohl die USA als auch Europa entwickelte und verlässliche Rechtssysteme besitzen. Dagegen führen nicht nur deutsche Unternehmen, sondern auch fast alle anderen EU-Mitgliedsstaaten ins Feld, dass sie in jedem Fall ihre kleinen und mittelständischen Unternehmen vor dem komplizierten und teuren Rechtsweg in den USA durch Schiedsverfahren schützen wollen.

Welche Gefahren sind bereits jetzt ausgeräumt?
Bereits jetzt ist klar – das hat auch unsere Veranstaltung im Willy-Brandt-Haus gezeigt – dass die in Europa und Deutschland bestehenden Verbraucher-, Umwelt- und Sozialstandards nicht durch die Freihandelsabkommen verändert werden. Diesen Punkt sprechen Sie, sehr geehrter Herr Dr. Tribian, ja auch explizit an. Weder dürfen gentechnisch veränderte Lebens- und Futtermittel aus den USA nach Europa gebracht werden noch besteht die Gefahr einer Absenkung unserer Arbeitnehmerrechte.

Wie geht es weiter?
Die Konferenz „Transatlantischer Freihandel – Chancen und Risiken“ inklusive der drei Foren ist im Internet unter spd.de/ttip dokumentiert. Jedes einzelne Argument ist dort also nachvollziehbar. Die über 800 Bürgerfragen, die bei uns eingegangen sind, werden Themen zugeordnet und nach und nach beantwortet – diese Seite wollen wir zur zentralen Diskussionsplattform der SPD zum Freihandel ausbauen. Keine andere Partei, keine Bürgerinitiative und kein Verband hat bislang einen ähnlich breiten Diskussionsprozess gestartet. Und es wird sich noch mal ein Parteikonvent mit den Freihandelsabkommen beschäftigen, bevor es zur Abstimmung im Bundestag kommt. Der nächste Konvent ist für den 20. Juni geplant.

In der Gesellschaft gibt es ein sehr breites Meinungsspektrum zum Thema Freihandel. Und dieses Meinungsspektrum bildet sich auch in der Volkspartei SPD ab. Das ist gut so. Deshalb danke ich nochmals ausdrücklich für Ihre Zuschrift über Abgeordnetenwatch und hoffe, mit meiner Stellungnahme ein wenig zur Versachlichung beigetragen zu haben.

Mit den besten Grüßen
Ihr Bundestagsabgeordneter Hubertus Heil

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