Frage an Hubert Dorn von Michael Z. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Hallo Herr Dorn,
Wie steht die Bayernpartei, und wie stehen Sie als Lehrer zu einem bundeseinheitlichen Bildungssystem, welche vom Bundesbildungsministerium vorgegeben und hinsichtlich der Gleichmäßigkeit und der Standarts auch überwacht wird?
Hat sich der Bildungsföderalismus nicht überlebt?
Wieso sollten die Dialekte auch in den KiTas, KiGas und Schulen gefötrdert werden, schadet Dialekt nicht den Zukunftschancem der Kinder in Studium und Beruf ?
Und kann das vorhandene Personal dies überhaupt leisten, wenn es selbst keine Dialekt spricht?
Die CSU hat für Bayern den Finanzausgleich ab 2020 um über eine Milliarde Minderung erreicht, zudem wurde es dem Bund ermöglicht die Länder hinsichtlich (Hoch-)Schulen finanziell zu unterstützen. Sehen Sie dies nicht positiv?
Wie stehen Sie zur Erweiterung der Kompetenz des Bundes auch in der Fianazverwaltung und bei der Polizei?
Sehr geehrter Herr Z.,
Antwort in Kürze:
1. Ein bundeseinheitliches Bildungssystem lehne ich entschieden ab. Die Kultur- und Bildungshoheit der Länder ist konstitutiver Bestandteil von deren Staatlichkeit. Auch unter dem Aspekt eines richtig verstandenen Wettbewerbsföderalismus ist es sinnvoll, im Bildungsbereich verschiedenartige Strukturen beizubehalten. Für Bayern bestünde bei einem einheitlichen Bildungssystem zudem die Problematik, dass wir realistischerweise unsere
im Vergleich mit anderen Bundesländern hohen Standards nicht halten könnten.
2. Im Gegenteil. Bildungsföderalismus ist eine hervorragende Möglichkeit, hohe Abschlussqualität zu erzielen - und das ist unser Kapital in einem rohstoffarmen Land!
3. Wissenschaftlich ist erwiesen, dass Bilingualität - also neben der Schriftsprache auch Dialektkompetenz - Schüler in ihrer sprachlichen Ausdruckskapazität fördert. Aus eigener Lehrererfahrung ist festzustellen, dass dies insbesondere im Fremdsprachenbereich von erkennbarem Vorteil ist. Deshalb gehört Dialektpflege auch in den Lehrplan - und der Lehrer muß nicht selbst Dialektsprecher sein, wenn klare Lehrplanvorgaben vorhanden sind.
4. Der Länderfinanzausgleich ist seit der Wiedervereinigung ein geradezu absurdes System geworden. Seehofers "Verhandlungserfolg" war schon damals mit erheblichen Kompetenzverlusten für die Länder erkauft, die Progression hat die ersparte Milliarde inzwischen auch schon nahezu aufgefressen. Bei aller Solidarität - wir brauchen hier ein grundsätzlich neues System!
5. Gerade im Polizeibereich haben wir erfahren, was die Kompetenzverlagerung an den Bund für Schaden angerichtet hat. In der Steuerverwaltung ist ähnliches zu befürchten, leider ist hier festzuhalten, dass damit auch die ohnehin nur relative Finanzhoheit der Länder weiter massiv beeinträchtigt wird. Es ist eine der wichtigsten Aufgaben für die nächste Legislaturperiode, hier mit Berlin in echte und zweifellos auch harte Verhandlungen einzutreten. Aber wenn Bayern nicht völlig zur Provinz degenerieren soll, müssen wir das anpacken!
Herzliche Grüße
Hubert Dorn