Frage an Holger Reile von Günther D. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Reile,
was werden Sie tun, um die Vorschläge des UN-Bevöllmächtigten Munoz in die Tat umzusetzen, der beklagt hat, dass in Deutschland keine Chancengleichheit in der Bildung bestehe - unter anderem, weil die Zuteilung zu weiterführenden Schulen bereits im vierten Schuljahr erfolgt (bei einer nachgewiesenen Fehlerquote von 40 Prozent, Iglu-Studie)?
Immerhin ist außer dem bayerischen kein Bildungssystem in Deutschland ungerechter als das in Baden-Würrtemberg.
Werden Sie sich versuchen, die ideologische Blockade des CDU-Kultusministers Rau vor Gesamtschulen zu lösen?
Damit auch Kinder aus sozial schlechter gestellten Haushalten eine Chance erhalten?
Mir scheint diese Frage insbesondere mit Blick auf die Angestrebte Föderalismusreform für eine zentrale Frage des Wahlkampfes zu sein.
Mit freundlichen Grüßen,
Günther Damm
Sehr geehrter Herr Damm,
Sie können davon ausgehen, dass sich die WASG für eine verbesserte Bildung in Baden-Württemberg einsetzt. Aufgrund der desolaten Lage im Bildungsbereich fordern wir einen Landesentwicklungsplan Bildung, bei dem die vorschulische Erziehung mit ein Schwerpunkt sein muß. Wie der UN-Sonderberichterstatter richtigerweise konstatiert hat, krankt es da an allen Ecken und Enden. Wenn die CDU nun ankündigt, so nach und nach die ein- oder andere Ganztagsschule einzurichten, ist das zu wenig und nicht mehr als perspektivlose Flickschusterei. Wir fordern eine flächendeckende Einführung von Ganztagsschulen. Das derzeitige Bildungsdesaster duldet keine weitere Verschleppung bis in die nächsten Generationen hinein.
Wenn sich etwas ändern sollte, dann müssten alte Zöpfe fallen und zwar schnell: z.b. das völlig veraltete dreigliedrige Schulsystem. Mit der Benachteiligung von Grund- und Hauptschulen muß Schluß sein. Die Lernmittelfreiheit muß erhalten und in Schulen muß neu investiert werden. Dazu: Keine Einführung von Studiengebühren. Aufgrund der Beton-Politik der CDU-FDP-Regierung haben in BW Arbeiterkinder mit die schlechtesten Chancen, jemals ein Gymnasium zu besuchen. Auch die angestrebte Föderalismusreform wird diesbezüglich nicht viel ändern am bedenklichen Status quo.Die Bildungspolitik der jetzigen Regierung bevorzugt eine kleine und finanzstarke Elite - der Rest kann sehen, wo er bleibt. Und das ist sicher kein Wechsel auf die Zukunft.
Mit freundlichen Grüßen
Holger Reile