Holger Mirbach
FDP
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Frage von Carola Dr H. •

Frage an Holger Mirbach von Carola Dr H. bezüglich Bildung und Erziehung

Wie stellt sich die FDP die bestmögliche Förderung der Kinder Bremens in den Schulen Bremens vor - ausgehend von dem jetzigen Stand ?
Was wird die FDP an der aktuellen Bildungspolitik ändern - wird sie etwas ändern ?
Wie wird die FDP die LehrerInnen in ihrer täglichen Arbeit unterstützen ?

Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau Dr. Hauk,

Ihr Interesse an den bildungspolitischen Vorstellungen der Freien Demokraten freut mich! Gern beantworte ich Ihre Fragen:

Die Ergebnisse aus PISA und IGLU haben aufgezeigt, dass das Bremische Bildungssystem im internationalen wie im nationalen Vergleich eklatante Schwächen aufweist. Besonders ernüchternd ist der Befund, dass es kaum gelingt, Benachteiligungen aufgrund der sozialen Herkunft auszugleichen. Dass nicht die individuelle Veranlagung der Schülerinnen und Schüler sondern ihr sozialer Hintergrund über ihren Bildungserfolg entscheidet, ist für uns Liberale nicht akzeptabel!

Bildung muss für alle Heranwachsenden die Grundlagen für eine eigenverantwortete Lebensführung legen können. In den Schulen muss es daher zu einer Kultur des individuellen Förderns und Forderns kommen. Jeder einzelne Schüler, jede einzelne Schülerin muss abgeholt werden, wo er oder sie steht. Leistungsschwächere müssen ebenso ein Recht auf optimale Betreuung und Förderung haben, wie dies für die Leistungsstarken oder die Hochbegabten gelten muss.

Wir fordern, dass ein politischer Schwerpunkt auf die vorschulische Bildung gelegt wird. Es muss eine engere Verzahnung des vorschulischen mit dem schulischen Bereich geschaffen werden. Wir wollen die Elternbeiträge abschaffen. Vorschulische Bildung soll in Bremen und Bremerhaven ab dem dritten Lebensjahr kostenfrei sein. Aufgabe der Schule wird es dann sein, den Wissensdrang und Lerneifer der Kinder zu erhalten und zu kanalisieren und dabei mit unterschiedlichsten Veranlagungen umzugehen.

Eine Schule, die jedoch weder eigene Finanzhoheit besitzt noch ihre Lehrer selbst aussuchen oder zu bestimmten Fortbildungen verpflichten kann, kann keine Verantwortung für den Bildungserfolg ihrer Schülerinnen und Schüler übernehmen. Unser Leitbild ist die eigenständige Schule! Statt weiterhin vorzuschreiben, "wie" Bildung stattzufinden hat, soll sich die Bildungspolitik künftig darauf konzentrieren festzulegen, "was" Bildung erreichen soll. Unnötige bürokratische Regelungen wollen wir abschaffen. Zukünftig soll die Schule organisatorische und pädagogische Angelegenheiten im Rahmen ihres Schulprofils eigenständig regeln können.

In der Sekundarstufe I (Klassen 5-10) sollen nur noch zwei verschiedene Schulformen angeboten werden: die Stadtteilschule und das - wo möglich - durchgängige Gymnasium. Beide Schularten müssen flächendeckend und bedarfsgerecht angeboten werden. Inwieweit leistungsdifferenziert, teil- oder vollintegriert unterrichtet wird, soll in der alleinigen Entscheidung der jeweiligen Schule liegen. Die freie Schulwahl im ganzen Stadtgebiet ermöglicht es dann den Eltern, das für die individuellen Ansprüche ihres Kindes bestmögliche Angebot unter den verschiedenen Schulprogrammen auszuwählen. Zudem wollen wir hier die für die Schülerinnen und Schüler verbindliche Form der Ganztagsschule als Regelform einführen. Nur durch die Aufteilung der Unterrichtszeit auf Vor- und Nachmittag lässt sich hier die notwendige intensive Zusatzförderung schwacher Schüler gewährleisten.

Wir wollen der Bildungslandschaft also eine Menge Veränderung zumuten, das ist uns bewusst. Die Erfahrungen aus dem Ausland zeigen aber, dass die oben skizzierten Schritte unumgänglich sind, wenn wir unseren Kindern wieder bessere Chancen eröffnen wollen. Die Lehrerinnen und Lehrer dürfen dabei aber nicht ´im Regen stehen gelassen werden´: umfangreich müssen Hilfestellungen angeboten und eine regelmäßige Weiterbildung der Pädagogen ermöglicht und auch gewährleistet werden - eine Aufgabe, die zum Beispiel das Landesinstitut für Schule übernehmen könnte.

Ich hoffe, dass diese recht umfänglich gewordene Antwort Ihre Fragen beantwortet. Für eventuelle Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung. Nochmals vielen Dank für Ihr Interesse. Ihnen persönlich alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen,

Holger Mirbach