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Hermann Gröhe
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Frage von Arno M. •

Frage an Hermann Gröhe von Arno M. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrter Herr Gröhe,

das Thema "die Kluft zwischen arm und reich wird immer größer" ist ein mathematisches Thema, welches bisher in der Öffentlichkeit noch nicht angefasst wurde. ???? Warum ????

Es wäre nett von Ihnen, wenn Sie mir einmal schrieben, ob ich mit den folgenden Gedanken richtig liege.

Um die immer größer werdende Kluft arm/reich zu verhindern, muss man sie erst einmal analysieren.
(Anm.: Nachfolgende Prozentangaben als Beispiele)
Beginnen möchte ich beim "Warenkorb", der 5% teurer geworden ist.
Die Gehälter in der gleichen Zeit aber nur um 2,5% stiegen.
Nun kommt die Prozent-Lösung, die die Armen ärmer macht und die Reichen reicher!
Die 5% beim Warenkorb sind 50,- €.
Das Gehalt von 1.500 € steigert sich bei 2,5% um 37,50 €,
das Gehalt von 3.000 € um 75,00 €.
"Arme" werden bei unserem Beispiel 12,50 € ärmer (37,50 - 50,00),
"Reiche" somit 25,- € reicher.

Und wenn z.B. HartzIV-Empfänger einen besseren Ausgleich bekommen als Niedriglohngruppen, wird es immer attraktiver, nicht mehr arbeiten zu gehen. Das kleinste Beispiel ist der 1-€-Job, der bisher auch nicht erhöht wurde.

Die Lösung, wie man aus dieser Spirale raus kommt, beginnt bei den Gewerkschaften, die maßgeblich an der bestehenden Kluft beteiligt sind, da sie immer nur in Prozenten denken - ohne die langfristige Wirkung zu erkennen.
Altersrücklagen aus Lohnerhöhungen sind daher auch nur bei den höheren Lohngruppen möglich. Über 35 Jahre gesehen, unter Berücksichtigung des Zinseszins, hätte der "Arme" etwa 16.000 € weniger, wäre also schon ein Sozialfall und der "Reiche" hätte nur durch die Lohnerhöhungen 32.000 € mehr.

Wäre es da angebracht, die Gewerkschaften einmal aufzurütteln?

Fazit aus meiner Sicht:
"Lohnerhöhungen" ja, aber nur in €-Schritten, für alle Lohngruppen gleich - nicht in Prozent!!!

Ich freue mich auf Ihre Meinung und Ihre Sicht zu dieser Tatsache.

Mit freundlichen Grüßen

Arno Markmann
41464 Neuss-Gnadental

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Markmann,

haben Sie Dank für Ihre Anfrage vom 2. März 2010 über „abgeordnetenwatch.de“ und bitte Verständnis dafür, dass ich erst heute dazu komme, Ihnen zu antworten. In Ihrer Frage geht es darum, inwieweit die Tarifparteien zumindest Mitverantwortung für die gewachsene Kluft zwischen Arm und Reich tragen, weil sie in der Regel prozentuale Lohnerhöhungen und nicht die Erhöhung um einen einheitlichen Euro-Betrag für alle Lohngruppen verabreden.

Sicherlich gibt es eine besondere Verantwortung der Tarifparteien für die Bezieher niedriger Einkommen. Andererseits muss die Entlohnung leistungsgerecht sein, muss sich ein besonderer Arbeitseinsatz, eine längere Ausbildung oder ein beruflicher Aufstieg auch finanziell lohnen. Auch tragen die höheren Einkommen dank der Steuerprogression entsprechend ihrer Leistungsstärke mehr zur Sicherung unseres Sozialstaates bei.

Auf der anderen Seite tragen Tarifverträge immer wieder nicht allein solchen Gedanken der Leistungsgerechtigkeit Rechnung, sondern sehen für die unteren Einkommensgruppen auch Mindestbeträge vor. Dies auszuhandeln, ist in Deutschland zu Recht Aufgabe der Tarifparteien, also von Gewerkschaften und Arbeitgebern. Diese Tarifautonomie hat sich bewährt.

Im übrigen trägt der Staat beispielsweise durch die zuletzt erfolgte Anhebung des Grundfreibetrages bei der Steuer, den abgesenkten Eingangssteuersatz, Verbesserungen beim Wohngeld und beim Kinderzuschlag sowie die Beitragsfreistellung für einkommensschwache Familien im Kindergarten (um nur einige Maßnahmen zu nennen) dazu bei, die Situation von Beziehern niedriger Einkommen zu verbessern und wird so seiner sozialstaatlichen Verantwortung gerecht. Von besonderer Bedeutung erscheinen mir für die Zukunft weitere Anstrengungen, um Kindern aus einkommensschwachen Familien den Zugang zu guter Bildung zu erleichtern, sie besonders zu fördern.

Mit freundlichen Grüßen

Hermann Gröhe

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