Frage an Hermann Gröhe von Stetten H. bezüglich Recht
Hätte eine Frage. Wie steht die Union zum Bundesweiten Volksentscheid. Bis jetzt hat keine Partei dazu Stellung genommen ausser die neuen Linken.
Wie die neuen Linken dazu stehen wissen wir alle. Bis jetzt waren und sind alle Parteien die im Bundestag sind gegen solch einen Entscheid. Warum? Angst vor dem Bürger.
Sehr geehrter Herr von Stetten,
haben Sie Dank für Ihr gestriges eMail-Schreiben.
Gerne beantworte ich Ihre Frage nach der Haltung der Union zu Volksentscheiden.
Die Mütter und Väter des Grundgesetzes haben die Bundesrepublik Deutschland als repräsentative, parlamentarische Demokratie verfasst. Das Grundgesetz hat damit die Grundlage für die erste stabile und erfolgreiche Demokratie in der deutschen Geschichte geschaffen. Daran halten wir fest. Eine Änderung des Grundgesetzes zur Einführung plebiszitärer Elemente auf Bundesebene streben CDU und CSU deshalb nicht an.
Wir sind der Auffassung, dass sich Volksinitiative, Volksbegehren und Volksabstimmung auf der für den Bürger überschaubaren kommunalen und auf der Landesebene bewährt haben. Hier sind sie auszubauen. Sie eignen sich jedoch nicht für die komplexeren Verhältnisse auf der Bundesebene.
Plebiszitäre Formen der Staatswillensbildung stellen gegenüber dem parlamentarischen Gesetzgebungsverfahren kein Mehr an Demokratie dar. Gegenüber der Notwendigkeit zur Reduzierung komplexer Sachfragen auf Ja-Nein-Alternativen im Plebiszit bietet das parlamentarische Gesetzgebungsverfahren ein größeres Maß an Verfahrensrationalität, Interessenausgleich und Gelegenheit zum Kompromiss. Außerdem stellt es die nach Artikel 79 Abs. 3 Grundgesetz notwendige Mitwirkung der Bundesländer an der Gesetzgebung sicher, die bei nationalen Plebisziten fehlt.
Darüber hinaus haben die meisten Befürworter von Volksabstimmungen große Probleme damit, die Frage zu beantworten, wie sie sich dazu stellten, wenn solche Volksabstimmungen Mehrheiten z. B. für die Todesstrafe oder die Abschaffung des Asylrechts brächten.
Mit freundlichen Grüßen
Hermann Gröhe MdB