Warum werden geimpfte Personen von der Testpflicht ausgenommen?
Sehr geehrter Herr Dahlmann,
In meinem sozialen Umfeld haben sich 2 vollständig geimpfte Ehepaare mit dem Coronavirus infiziert und offenbar ihre (Schul-)Kinder angesteckt mit den entsprechenden Konsequenzen. Weshalb werden geimpfte Menschen nicht ausdrücklich auf das Infektionsrisiko hingewiesen und Testzertifikate analog der Ungeimpften verlangt? Die Infektionszahlen auf der 2G Party in Münster sprechen doch auch für sich.
Viele Grüße aus Ihrer Heimatstadt
Sehr geehrte Frau K.,
vielen Dank für Ihre Frage, die gerade jetzt, wo in Wuppertal über eine 2G-Regelung gestritten wird, umso wichtiger ist.
Genau aus den von Ihnen genannten Gründen stehe ich einer 2G-Regelung mehr als skeptisch gegenüber, denn nur ein tagesaktueller Test gibt Aufschluss darüber, ob eine Person infektiös ist oder nicht.
Leider gehen viele Menschen davon aus, dass Geimpfte die Pandemie sozusagen hinter sich gelassen haben, weil sie ja weder krank werden noch andere anstecken könnten. Dies ist natürlich völliger Unsinn.
Das von Ihnen vorgebrachte Beispiel mit der 2G Party in Münster, wo so weit ich weiß nun 79 Infizierte das Ergebnis sind, sollte allen ein dringend nötiger Weckruf sein.
Ich vermute, dass die Ansteckungsgefahr, genauso wie versteckte Infektionen bei Geimpften, von der Politik nicht in den Fokus genommen werden, weil sonst die jetzt schon herrschende Impfunwilligkeit noch einmal deutlich verstärkt werden würde.
Denn wenn alle, auch die Geimpften, getestet würden, dann hätten wir noch ganz andere Inzidenzen.
Ich bin der Überzeugung, dass man Klartext von seiten der Politik sprechen muss, denn durch den Schlingerkurs der Regierung ist sehr viel Glaubwürdigkeit und Vertrauen verloren gegangen.
Es muss klar verkündet werden:
* Geimpfte können erkranken, wenn auch mit großer Wahrscheinlichkeit ohne schweren Verlauf
* Geimpfte können andere Menschen anstecken
* Nur ein tagesaktueller Test gibt Auskunft über die Ansteckungsgefahr, die von einer Person ausgeht
Aus diesem Grund wäre es nur konsequent, von ALLEN Tests zu verlangen. Wenn man dies nicht tut, dann kann man aus meiner Sicht Beschränkungen für Menschen mit Test aus medizinischer Sicht in keinster Weise rechtfertigen.
Deshalb ist aus meiner Sicht das 3G-Modell, mit all seinen Schwächen, das praktikabelste Modell. Dies sollte aber mit einer verstärkten Information der Ansteckungsrisiken durch Geimpfte gekoppelt werden. Das Bundesministerium für Gesundheit gibt eine Menge Geld für Informationskampagnen aus. Diese Informationen können über diese Kanäle also von jetzt auf gleich kommuniziert werden, wenn man den möchte.
Noch einmal vielen Dank für Ihre Frage!
Viele Grüße
Henrik Dahlmann