Frage an Helmut Borchers von Klaus-D. S. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Borchers,
in der Gemeinde Wentorf hatte sich ein Bürgerbegehren etabliert, das in kürzester Zeit mehr als das dreifache der geforderten Unterschriften für G9 am GW gesammelt hat. Wie schätzen Sie es politisch ein, wenn sich eine Schulkonferenz; d.h. das Lehrerkollegium, Elternvertreter und Schülervertreter, für G9 ausspricht, dieses Ziel von einem Bürgerbegehren und der Kultusbehörde unterstützt wird und sich der Träger diesem aktiv widersetzt. Wie beurteilen sie vor diesem Hintergrund die bisherige Politik des Kultusministeriums, es den örtlichen Gymnasien "freizustellen", ob sie in 12 (G8) oder 13 Jahren (G9) zum Abitur führen, und wie bewerten Sie die Zukunftsaussichten dieser Regelung. Wo sehen Sie die wesentlichen Unterschiede zwischen G8 und G9. Wie bewerten Sie den Faktor der räumlichen Erreichbarkeit einer G9-Schule? Stimmen Sie mir zu, dass kommunale Kleingeister in Wentorf Landespolitik nicht (mit fadenscheinigen Argumenten) ad absurdum führen können sollten. Und wie bewerten Sie Ihre eigene Gestaltungsmacht an dieser Stelle, die der Bürger/innen und die der Kultusbehörde? Würden Sie es befürworten, wenn das Bildungsministerium noch vor der Wahl die Gemeinde Wentorf anwiese, G9 zu ermöglichen? Was hielten Sie davon, wenn amtierende Kommunalpolitiker (mit äußerst zweifelhaften finanziellen Argumenten und egoistischer Kirchturmpolitik) von der überwältigenden Mehrheit der übrigen Betroffenen geforderte Bildungspolitik konterkarieren könnten?
Mit freundlichen Grüßen
K. Schwettscher
Sehr geehrter Herr Schwettscher,
die Politik des FDP-Ministers Klug, mit seiner Y-Lösung G8 oder G9 an den Gymnasien wieder wählen zu lassen, nachdem die Vorgängerregierung CDU plus SPD gerade G8 eingeführt hatte, hat große Unruhe und Verunsicherung an den Gymnasien und bei den Schulträgern ausgelöst.
Bündnis 90/Die Grünen waren grundsätzlich für die G8 Lösung, wobei aber die Stofffülle des Unterrichts reduziert und angepasst werden müsste.
G8 ist nach unserer Meinung zukunftsweisend, zumal auch die anderen Bundesländer die Gymnasien auf G8 umgebaut haben. Dennoch sagen wir, dass Minister Klug schon genug unkluge Entscheidungen getroffen hat, so dass jetzt der Schulfrieden eine hohe Priorität genießt und die getroffenen Entscheidungen - G8 oder G9 - an den Gymnasien Bestandschutz erhalten müssen.
Das gilt für uns Grüne auch für die Entscheidung an dem Gymnasium Wentorf für G9, auch wenn die Entscheidung noch nicht umgesetzt worden ist.
Es ist schon peinlich, wenn das Bildungsministerium es noch nicht einmal hinbekommt, seine eigene politische Vorgabe rechts-fehlerfrei umzusetzen. Die Entscheidung des Gymnasiums Wentorf stützt sich auf die bestehende Rechtslage, so dass die Gemeinde verpflichtet ist, G9 auch umzusetzen. Finanzielle Gründe sind in der Tat vorgeschoben und fadenscheinig.
Demokratie heißt für uns Grüne, Entscheidungen der Bürger zu akzeptieren auch wenn sie nicht immer unsere eigene politische Überzeugung treffen. Der breite Elternwille mit der großen Unterstützung der Wentorfer Bürgerinnen und Bürger hat sich für G9 am Gymnasium entschieden. An diesen Willen ist auch die Gemeinde Wentorf gebunden. Die Wentorfer haben die gute Chance, die Missachtung ihres Bürgerwillens in der Landtagswahl am 6. Mai 2012 zu quittieren und Bündnis 90/Die Grünen zu wählen.
Mit freundlichen Grüßen
Helmut Borchers