Helmut Andresen
FREIE WÄHLER
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Frage von Dieter K. •

Frage an Helmut Andresen von Dieter K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Andresen!

Sie werfen der FDP und Herrn Kubicki vor,dass man bei der FDP nicht wüsste,für was sie eigentlich steht in der Bildungspoltik,weil sie jetzt bei den Koalitionsverhandlungen in Sachsen von der CDU fordert,dass Schüler die Grundschule 6 Jahre gemeinsam besuchen sollten und nicht schon nach 4 Jahren eine Selektion in Haupt-,Realschule und Gymnasium erfolgt,was wiederum die FDP in Hamburg gegen CDU/Grüne durchsetzen möchte!

Die Freien Wähler in S-H.dagegen würden für eine unideologische Schulpoltik stehen! Zuerst einmal ist der Hinweis doch gestattet,dass Bildungspolitik Ländersache ist,da sollte es doch nicht verwunderlich sein,wenn eine Partei wie z.B.die FDP im Osten oder Westen andere Vorstellungen hat,ich sehe das als ganz normal an,deshalb würde ich gerne von ihnen begründet haben,warum Sie der FDP in S-H.in diesem Punkt keine Eigenständigkeit gestatten und ergänzen,dass einer FDP-Wahl in S-H. einer Wundertüte gleich käme,wo man nicht wüsste,was man bekäme!Weiss man das denn bei Ihnen und den Freien Wählern,wenn Sie verkünden, Sie stehen für eine unideologische Bildungs- poltik!Was habe ich mir denn darunter konkret vorzustellen?Bevorzugen die FW in S-H ein dreigliedriges Schulssystem oder würden Sie integrierte Gesamtschulen bevorzugen und wie lange würden denn bei Ihnen die Schüler in der Grundschule gemeinsam unter- richtet bis zur 4.oder 6.Klasse?

Für die Beantwortung meiner Fragen bedanke ich mich im voraus!

Mit freundlichen Grüssen
Dieter Kipp

Antwort von
FREIE WÄHLER

Sehr geehrter Herr Kipp,
natürlich ist Bildungspolitik in Deutschland nach heutigem Recht Ländersache. Dennoch sollte man als Partei schon ganz gerne eine einheitliche Meinung vertreten. Aus rein opportunistischen Gründen mal so oder so Position zu beziehen halte ich in der Tat nicht für hilfreich. So ist auch die besondere Situation zu berücksichtigen, die sich aus der geografischen Lage ergibt. Hamburg verfolgt eine ganz andere Bildungspolitik als Schleswig-Holstein. Viele Schleswig-Holsteiner schicken aber ihre Kinder an Hamburger Schulen. Beim Schulwechsel von der Grundschule zu den weiterführenden Schulen, die dann möglicherweise in dem jeweils anderen Bundesland liegen kommt es zu riesigen Problemen. Und dann sollen die Kinder die mangelhaft abgestimmte Bildungspolitik ausbaden. Dies kann nun wirklich nicht Sinn einer vernünftigen Bildungspolitik sein, auch wenn Bildungspolitik rein rechtlich Ländersache ist. Es geht hier nicht um Hoheitsrechte sondern in der Sache um die gute Ausbildung unserer Kinder.
Die Freien Wähler Schleswig-Holstein setzen sich für eine Bildungspolitik im Konsens mit den Fachleuten in diesem Bereich ein. Die Bezeichnung einer Schule sollte dabei keine Rolle spielen, so wie es jahrelang durch SPD und CDU im Kampf um die Gesamtschule praktiziert wurde. Nach den heutigen Erkenntnissen ist gemeinsames Lernen weitestgehend zu befürworten. Eine zu frühe Selektion bei den Kindern hat, zieht man internationale Vergleiche zu Rate, deutlich schlechtere Ergebnisse zur Folge. Mit Einführung der Gemeinschaftsschule in Schleswig-Holstein ist ein Schritt in diese Richtung gemacht worden, der aus unserer Sicht auch begrüßt wird. Nur allein die Einführung von Schulformen, die nach dem Papier besser aussehen reicht nicht. Die Veränderungen in diesem Bereich müssen auch mit entsprechendem Personal und den finanziellen Mitteln ausgestattet werden. Auch die Ausbildung der Lehrkräfte muss an diese neuen Herausforderungen angepasst werden.

Schleswig-Holstein hat nun eine besondere Situation, die Ihnen möglicherweise im Detail nicht bekannt ist. In den vergangenen Jahren wurden hier mehr als anderswo eine Vielzahl von Reformen durchgeboxt und die Schulen und deren Lehrer kommen nicht zur Ruhe. So sollen nach Auffassung der Freien Wähler Schleswig-Holstein diese Reformen zunächst einmal umgesetzt werden.
Es hat sich gezeigt, dass die Kollegien in Schleswig-Holstein gemeinsam mit den Elternvertretern und den Vertretern der Kommunalpolitik sehr gute pädagogische Konzepte für ihre Schulen entwickelt haben. Diese Konzepte müssen nun umgesetzt werden und es wäre fatal jetzt wieder mit neuen Änderungen im Schulgesetz diese Arbeit zu zerstören.
In Schleswig-Holstein sollen zunächst kleine Veränderungen, die nicht in die pädagogische Arbeit eingreifen, umgesetzt werden. Veränderungen, die unsere Schulinfrastruktur in erster Linie betreffen.
Nach den zuletzt beschlossenen Schulgesetzen in Schleswig-Holstein wurden Grenzen für das Bestehen von Schulen eingeführt, die zur Schließung vieler Grundschulen im ländlichen Bereich führen. Dies muss unbedingt rückgängig gemacht werden. Gerade die jüngeren Schüler sollen nicht durch lange Anfahrten zusätzlich belastet werden. Der ländliche Raum darf nicht von der Bildung abgehängt werden. Zudem wurden über diese Gesetze Belastungen der Kommunen eingeführt, ohne die Kommunen mit den finanziellen Mitteln auszustatten. Die Einführung von Ganztagsschulen ist sicherlich sehr wünschenswert. Dies kostet aber Geld, was dann auch zur Verfügung gestellt werden muss.
Ein weiterer Punkt, der auch eher organisatorischer Form ist betrifft den Umgang mit jungen Lehrerinnen/Lehrern bzw. Anwärterinnen/Anwärtern. Es kann nicht richtig sein, dass Lehrer mit Zeitverträgen zum Schuljahresbeginn eingestellt und vor den Sommerferien dann wieder entlassen werden. In der Ausbildung erhalten viele nach dem ersten Staatsexamen keine Referendarstelle und kommen so nicht zum Abschluss ihrer Ausbildung. Gute Lehrkräfte verlassen Schleswig-Holstein. Dies sind Punkte die geändert werden können, ohne wieder Reformen an den Schulen durchzusetzen.

Die heute veröffentlichten Daten der OECD-Studie zeigen überdeutlich, dass Deutschland im Vergleich an den Ausgaben für Bildung weit hinten liegt. Für die Partei Freie Wähler Schleswig-Holstein muss Bildung oberste Priorität genießen und dies muss sich auch im finanziellen Bereich auswirken. Bildung ist nicht zum Nulltarif zu erhalten. Alle anderen politischen Bereiche müssen zu Gunsten der Bildung zurückstehen.

Mit freundlichen Grüßen

Helmut Andresen