Frage an Helen Heberer von Jocelyne L. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Heberer,
es ist der Presse zu entnehmen, dass Ihre Fraktion die Tierversuche am Hertie Institut in Tübingen (Prof. Hans-Peter Thier https://goo.gl/rt4Fvr ) als unerlässlich ansieht, z.B. am 21.12.12 https://goo.gl/nGzLFN "Die SPD-Fraktion im Landtag ist überzeugt, dass die Forschung und Wissenschaft nicht ohne Tierversuche auskommt«, sagt Claus Schmiedel, Fraktionsvorsitzender der SPD im Landtag [...]", sowie auch von Ihrer Fraktionskollegin Frau Rita Haller-Haid am 13.12.14: http://goo.gl/h3cVri
Hierzu habe ich drei Fragen:
1) Prof. Thier forscht zu Therapiezwecken von menschlichen Erkrankungen ausschließlich an Tieren, da er tierversuchsfreie Forschungsmethoden als ungeeignet ansieht: http://goo.gl/DBuhcl , wie auch sein Solidaritätsaufruf für den Affenhirnforscher Nikos Logothetis es dokumentiert: http://goo.gl/CDJeZS . Wie erklären Sie sich dann, dass er über seine Forschungszwecke zur Verbesserung der kognitiven Leistungen von Fußballern am 25.05.06 berichtete, da es davon auszugehen ist, dass sie mit Experimenten an Tieren durchgeführt wurden? http://goo.gl/wjqOS4
2) Rechtfertigt aus Ihrer Sicht die Erforschung der kognitiven Leistungen von Fußballern, sowohl aus wissenschaftlicher, als auch aus rechtlicher und ethischer Hinsicht, extrem grausame und tödlich endende Versuche an Tieren?
3) Im Rahmen einer Petition wurde Prof. Thier gebeten, 4 Fragen über den wissenschaftlichen Wert der Affenhirnforschung zu beantworten: https://goo.gl/koM8Dg . Hier ist insbesondere zu beachten, dass er noch 2013 eine staatliche Subvention von 3,5 Mio Euro für die Gründung einer neuen Forschungsgruppe erhalten hat, u.a. um der Öffentlichkeit die Hirnforschung transparent zu machen: http://goo.gl/OBDCXG . Welche Möglichkeiten stehen Ihnen als legitimierte Volksvertreterin und Vorsitzende des Ausschußes Wissenschaft und Forschung zur Verfügung, eine Beantwortung der von den Bürgern und Steuerzahlern gestellten Fragen zu erhalten?
Mfg
Jocelyne Lopez
Sehr geehrte Frau Lopez,
wir haben viel Verständnis für Ihr Bemühen, Tierversuche, und insbesondere Tierversuche an Affen, zu minimieren. Um Tierversuche insgesamt weiter einzuschränken und in immer größerem Umfang überflüssig werden zu lassen, hat unsere Landesregierung in den vergangenen Jahren weitaus mehr Programme aufgelegt und Fördermittel bereit gestellt, um alternative Forschungsmethoden zu entwickeln, als jede Vorgängerregierung zuvor. Wir sind uns sicher, dass die Tierversuche in den kommenden Jahren deshalb weiter zurückgehen werden.
Die Fragen zu den von Ihnen angesprochenen Experimenten können wir hier vom Landtag aus nicht im Einzelnen beantworten. Generell gilt es aber festzuhalten, dass Tierversuche sich in einem begrenztem Umfang nicht vermeiden lassen. Insbesondere in der neurologischen Forschung und der Hirnforschung liegt es in der Natur der Sache, dass man nicht auf alternative Versuche an Zellkulturen oder isoliertem Gewebe ausweichen kann. Und genau um dieses Forschungsfeld handelt es sich bei den Forschungszwecken, die dann auch Auswirkungen auf die kognitiven Fähigkeiten von Fußballern haben können, aber natürlich auch auf die Fähigkeiten jedes menschlichen Wesens. Seien Sie in diesem Zusammenhang versichert, dass Tierversuche per se immer ein langes Genehmigungsverfahren durchlaufen, in das auch die Ethikkommission mit einbezogen wird.
Mit freundlichen Grüßen
Helen Heberer MdL