Frage an Heike Oehlert von Armin K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Oehlert,
bei den folgenden beiden Fragen interessiert mich Ihre persönliche Meinung und nicht die der übergeordneten Instanzen Ihrer Partei.
1. Was glauben Sie, weshalb die AfD insbesondere in Sachsen einen so großen Zulauf hat?
2. Wie gehen Sie um mit Vertretern der AfD: Lehenen Sie die Zusammenarbeit mit dieser Partei ab, suchen Sie das Gespräch oder ...?
Mit freundlichen Grüßen und vielen Dank für Ihre Mühe
A. K.
Sehr geehrter Herr Köhler,
zu Ihrer 1. Frage kann ich Ihnen sicher keine absolute Antwort geben, da Sie, ich und viele andere Mitbürger sich diese Frage immer wieder stellen.
Für mich, da ich hier aufgewachsen bin und die Zeit der Wende als junge Mutter erlebte weiß das gerade in Sachsen besonders in Leipzig Anfang der achtziger Jahre sich eine Bürgerbewegung entwickelte um auf die Probleme, die es im Osten gab aufmerksam zu machen und aber auch Veränderungen anstrebte.
Mit der friedlichen Revolution 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands ging gerade für die ältere Generation ein langersehnter Wunsch in Erfüllung. Die Euphorie über das Neue, Unbekannte und die gewonnene Freiheit hielten meiner Meinung nach nicht lange an... es machte sich lange Hilflosigkeit breit, die sich in letzter Zeit in Frust umwandelt. Das Erwachen kam, als Betriebe- auch solche die gut liefen geschlossen und später über die Treuhand veräußert wurden. Viele verloren ihre Arbeit und somit die Lebensgrundlage.
Ich selbst war Lehrerin, nach der Wende im Osten nicht gebraucht und im Westen nicht anerkannt. Ich war zu diesem Zeitpunkt mitte zwanzig und hab die berufliche Neuorientierung geschafft. Es war aber eben nicht jeder in der Lage mit der neuen Lebenssituation zurechtzukommen.
Die Biografien der Menschen im Osten hat keinen interessiert, viele haben das Gefühl den (enschuldigen Sie den Ausdruck) Westen übergestülpt bekommen zu haben und die Lebensleistung der Menschen hier nichts Wert sei.
In den letzten Jahren wurden die Resultate der verfehlten Politik (Bankenrettung, Kreisgebietsreform und Migrationspolitik) immer deutlicher spürbar. Das Sozialgefälle trifftet immer weiter auseinander, der ländliche Raum stirbt zunehmend. Gleiche Arbeit und Leistung wird unterschiedlich honoriert und keiner hört diesen Leuten zu, das war der Nährboden für die Alternative für Deutschland und anstatt spätestens jetzt zuzuhören haben die sogenannten Volksparteien die Wähler der AFD in die rechte Ecke gestellt und ignoriert, damit aber auch mittlerweile fast 30 Prozent der Wähler in Sachsen.
Ich würde mich am liebsten persöhnlich mit Ihnen über dieses Thema austauschen, da ich mit Worten garnicht alles schreiben kann, was bei der Frage in mir vorgeht.
Ich glaube die zweite Frage habe ich zum Teil schon beantwortet. Für mich bedeutet Demokratie mit jedem zu reden und vor allem auch zuzuhören und dahingehend zusammenzuarbeiten, um für unser Land etwas zu bewegen.
Bei meiner Wahltour treffe ich auf die unterschiedlichsten Meinungen und Irrtümer über grundsätzliche Sachen. Wenn ich Menschen die anders als ich denken ausschließe, fände ich mich hochmütig.