Frage an Heike Hänsel von Cornelie S. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Hänsel,
setzen Sie sich für die Abwrackprämie ein oder für "Mobilität für alle"?? Viele, unter anderem ich, machen sich Sorgen um das Klima, und wir hoffen, dass die wirtschaftlichen Hilfen streng und ausschließlich für zukunftsträchtige Konzepte und Technologien eingesetzt werden.
Über Ihre Unterstützung dazu würde ich mich sehr freuen!
Mit freundlichen Grüßen von C. S.
Sehr geehrte Frau S.,
die Fraktion DIE LINKE im Bundestag lehnt die diskutierte Abwrackprämie ab und begrüßt es, dass diese im neuen Konjunkturpaket nicht vorgesehen ist.
VW, Daimler und BMW haben genügend Eigenkapital um diese Krise zu stemmen. Unterstützung darf es nur für einen Umbau zu nachhaltiger Produktion geben aber nicht für den status quo.
Denn wer die Klimakatastrophe aufhalten will, wird mittelfristig nicht mehr auf Verbrennungsmotoren setzen können. Mit der Umstellung auf E-Mobilität und vor allem auch einem stärkeren Fokus auf eine nachhaltige Mobilität, das heißt, öffentlichen Personen Nah- und Fernverkehr wird sich auch die Produktion und die Ansprüche an Zulieferer ganz grundlegend verändern.
Grundsätzlich muss bei der Hilfe gelten: Die Unternehmen müssen ihre Gewinnrücklagen nutzen. Bei Daimler, BMW und VW waren das im letzten Jahr fast 180 Mrd Euro. Es kann nicht sein, dass Gewinne in privater Hand bleiben und die Steuerzahler zahlen sollen, sobald es mal etwas schlechter läuft.
In den massiven Investitionen, zu denen der Staat jetzt bereit ist, liegt auch die Chance für eine weitreichende Transformation. Die Milliarden die in Fluglinien und auch Flughäfen fließen, die Rettungspakete für Automobilhersteller und Zulieferer, die Stützung von Industrie und Handel durch Kurzarbeit. Anstatt sie nur als eine Belastung für die Steuerzahlenden zu betrachten, kann jetzt mit viel politischem Mut die Mobilitätswende angestoßen werden, die wir dringend benötigen.
Die Förderung muss daher an klare Richtlinien gebunden werden:
1. Keine Dividenden in der Krise. Keine Verschiebung von öffentlichen Fördermitteln an private Aktionäre und Boni der Manager. Die Kosten der Krise dürfen nicht einfach auf Steuerzahlende abgewälzt werden.
2. Beschäftigung und Ausbildungskapazitäten müssen von geförderten Unternehmen gesichert werden.
3. Keine Fördermittel und Kredite der KfW für Unternehmen, die mit Steueroasen zusammenarbeiten.
4. Keine Abwrackprämie für Geschäftsmodelle und Mobilität von gestern. Staatshilfen müssen den Umbau der Produktion auf kollektive und umweltfreundliche Mobilitätsformen stützen. Ein elektrobetriebener SUV gehört nicht dazu. Antriebwechsel und Umbau von Fahrzeugen: Bis 2030 dürfen keine Verbrennungsmotoren mehr produziert werden, dafür kleine, energieeffiziente Autos.
5. Transformations- und Konversionsfonds: Zulieferer unterstützen, Mitbestimmung ausweiten: 20 Milliarden Euro/Jahr für ökologische Innovation werden im Gegenzug für Arbeitsplatzgarantien und Belegschaftseigentumsanteile vergeben.
6. Alternative Mobilitätsmodelle müssen ausgebaut werden, auch auf dem Land. Kostenfreier ÖPNV und öffentliche Verkehrslösungen für wenig ausgelastete Strecken. Die Kapazitäten für die Produktion von Bussen und (S-/U-/Straßen-)Bahnen müssen steigen. Auch die Automobilindustrie kann darin eine wichtige Rolle spielen. In der Corona-Krise hat sich gezeigt, dass Konversion möglich ist. Es wird Zeit, sie auf eine neue Stufe zu heben.
Mit freundlichen Grüßen
Heike Hänsel, MdB