Wie stehen Sie zu dem Volksbegehren „Hamburg Werbefrei“, das Außenwerbung in Hamburg begrenzen möchte und damit die Energieverschwendung und Lichtverschmutzung in Hamburg begrenzen?
Sehr geehrter Herr Lincke,
Beleuchtete, hinterleuchtete und digitale Werbeanlagen sind für einen Großteil der Lichtverschmutzung und die damit einhergehenden negativen Auswirkungen auf Menschen und Natur verantwortlich. Die Folgen von künstlichem Licht am Abend und bei Nacht reichen von Schlafstörungen bis zu schwerwiegenden Stoffwechselerkrankungen. Bei Insekten und Vögeln werden das Paarungs- und Wanderverhalten sowie die Nahrungssuche gestört, was schließlich zu einer Verminderung der Artenvielfalt führt. Digitale Werbeanlagen wie Videomonitore und Mediaboards haben einen enormen Ressourcen- und Energieverbrauch. Eine beidseitig betriebene digitale Werbeanlage im CityLightPoster-Format (ca. 2 qm Werbefläche) hat bei einem durchgängigen Betrieb einen jährlichen Energieverbrauch von etwa 15.000 kWh. Dies entspricht dem Verbrauch von etwa 10 1-personenhaushalten. Bei einem Betrieb von 6 bis 24 Uhr liegt der jährliche Energieverbrauch bei etwa 11.250 kWh. Soll das so weitergehen?

Sehr geehrter Herr B.,
natürlich kann es so nicht weitergehen. Der Rückgang der Artenvielfalt ist erschreckend (gemäß der sog. Krefeld-Studie ca. 80%). Beim Artenschutz ist es schon lange 5 nach 12 und gerade Städte bieten Vögeln und Insekten vielfältige Rückzugsräume.
Ja, digitale Werbeanlagen haben einen hohen Energieverbrauch. Für mich ist es unverständlich, dass Hamburg bei den selbst gesteckten Klimazielen hinterherhinkt und gleichzeitig die flächendeckende Digitalisierung von Werbeanlagen erlaubt. Denn schon jetzt verbrauchen alle digitalen Werbeanlagen in Hamburg so viel Strom wie die Veddel.
Hamburg Werbefrei ist eine überaus unterstützenswerte Initiative. Ich wie auch unsere Partei - die ÖDP - unterstützen Hamburg Werbefrei. Ich selbst werde beim Unterschriften-Sammeln für das Volksbegehren dieses Jahr auch mit anpacken und hoffe, dass viele Hamburger mitziehen werden.
Neben der Lichtverschmutzung und dem Energieverbrauch stören mich vor allem die vielen Werbebotschaften, die von den digitalen Werbetafeln überall auf uns einprasseln. Der öffentliche Raum sollte für uns Hamburger da sein und nicht für überflüssige Konsumbotschaften.
Ich bin optimistisch, dass das Volksbegehren ein Erfolg wird und dass wir am Ende den Werbeanlagen von Ströer und Co. den Stecker ziehen können.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen noch einen schönen Abend.
Hannes Lincke