Frage an Hannelore Kraft von Engelbert Manfred M. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Kraft,
Sie propagieren die sog. Gemeinschaftsschule. Dazu zwei Fragen:
1. Warum wählen Sie einen Begriff, der schon besetzt ist? Eine Gemeinschaftsschule hat die Bedeutung "nicht konfessionsgebundene Schule". Das ist aber nicht das, wofür Sie werben. Warum in der durch Begriffsverwirrung schon so gebeutelten deutschen Bildungslandschaft eine weitere Verwirrung?
2. Ihre Partei hat an vielen Stellen in der Vergangenheit und auch heute noch die Gesamtschule gefordert und gefördert. Wie soll sich die nun von Ihnen geforderte Gemeinschaftsschule von der Gesamtschule unterscheiden? Und wollen Sie die Gesamtschule in Zukunft nicht mehr fördern?
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Müller
Sehr geehrter Herr Müller,
vielen Dank für Ihre Fragen, die ich Ihnen nachfolgend gerne beantworte.
Zu Ihrer 1. Frage:
Den Begriff der Gemeinschaftsschule gibt es bereits. In Schleswig-Holstein werden seit 2008/09 Kinder der Jahrgangsstufe 5 bis 10 in der Gemeinschaftsschule unterrichtet. Dort wurde diese neue Schulform also bereits umgesetzt.
Zu Ihrer 2. Frage:
Mit dem Angebot der Gemeinschaftsschule setzen wir auf längeres gemeinsames Lernen.
Die Gemeinschaftsschule folgt folgenden Prinzipien:
Sie nimmt Kinder nach der Grundschule auf und ist bis zur Klasse 10 für deren Bildungserfolg verantwortlich.
Am Ende der Klasse 10 können alle Schulabschlüsse der Sekundarstufe I erreicht werden.
In den Klassen 5 und 6 findet für alle Kinder ein gemeinsamer Unterricht statt.
Ab Klasse 7 oder später wird nach gemeinsamer Entscheidung der Schule, des Schulträgers und der Eltern entweder ein vollständig integrierter Unterricht weitergeführt, wie bei der Gesamtschule, oder eine Differenzierung, beispielsweise in Hauptschul-, Realschul- und Gymnasialklassen vorgenommen.
Die Gemeinschaftsschule hat eine gemeinsame Schulleitung und ein gemeinsames Kollegium.
Mit der Gemeinschaftsschule sichern wir ein wohnortnahes Schulangebot und ermöglichen es so den Städten und Gemeinden, flexibel auf die demografische Entwicklung zu reagieren.
Mit freundlichen Grüßen
Hannelore Kraft