Frage an Hannah Neumann von Niklas F. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrte Frau Neumann,
die Grünen stellen sich gerne als die Partei dar, die am meisten für einen nachhaltigen Lebensstil und gegen den Klimawandel eintritt.
Wie bewerten Sie insbesondere unter dem Punkt, die Aussage von Herrn Quasching, stellvertretend für Scientists for Future, dass keine aktuell im Bundestag vertretene Partei, ein Programm vertritt, dass nach wissenschaftlichen Kriterien ausreichend gegen den Klimawandel tut?
Quelle: https://youtu.be/OAoPkVfeTo0?t=960
Wie bewerten Sie die Forderungen von Fridays for Future, die mit Wissenschaftler_innen ausgearbeitet wurden? https://fridaysforfuture.de/forderungen/
Wie bewerten Sie, dass viele tausend Wissenschaftler_innen aus aller Welt sich solidarisch mit den Forderungen der Schüler_innen und Studis nach einer faktenbezogenen Politik im bezug auf den Klimawandel zeigen? (Scientists for Future, 26.800 Unterschriften https://www.scientists4future.org/stellungnahme/ ; Publikation in Science mit mehr als 6000 Erstzeichnungen https://www.ccca.ac.at/fileadmin/00_DokumenteHauptmenue/03_Aktivitaeten/Scientists_4_Future/Hagedorn-etal_Science-Apr2019_ConcernsofYoungProtestersJustified.pdf )
Welche Punkte des aktuellen Wahlprogramms halten Sie für nicht weitgehend genug, um den Klimawandel in Übereinstimmung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu beschränken, und wie wollen Sie hier Änderungen anbringen?
Vielen Dank für Ihre Antwort,
N. F.
Sehr geehrter Herr F.,
die ambitionierten Forderungen der Fridays for Future Bewegung sind richtig und wichtig und tragen medien- und öffentlichkeitswirksam auf die Straße was die Politik in den letzten Jahren versäumt hat umzusetzen. Der Schulterschluss mit der Wissenschaft untermauert die Bewegung wissenschaftlich und verschafft ihr eine faktenbasierte Autorität an der kaum zu rütteln ist – eine wie ich finde sehr begrüßenswerte Entwicklung! Ich würde mich sehr freuen, wenn die Schülerinnen und Schüler weiter streiken und lautstark auf ihre Forderungen aufmerksam machen.
Viele der Forderungen von Fridays for Future finden sich auch in unserem Europawahlprogramm wieder – ein europaweiter, schneller Kohleausstieg, ein sektorübergreifendes Klimaschutzgesetz, eine 100 Prozent erneuerbare und energieeffiziente Europäische Union, eine Verkehrswende und eine wirksame und sozialverträgliche CO2-Besteuerung. Darüber hinaus setzen wir uns für einen radikalen Wandel in der europäischen Politik ein, und fordern, dass die EU sich Klimaziele setzt, die mit dem Pariser Klimaabkommen vereinbar sind – und diese auch gesetzlich festschreibt. Die EU sollte hier eine Vorreiterrolle einnehmen und eine sichere Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen gewährleisten.
Ja, manches in unserem Programm geht nicht weit genug, und im Laufe der Zeit müssen immer neue Maßnahmen hinzu kommen, um den Klimawandel zu bremsen. Aber unsere Forderungen sind die weitestgehenden aller Parteien. Wir fordern seit Jahrzehnten konkrete Maßahmen – statt immer nur neue Ziele in weiter Ferne festzuschreiben. Klappen kann das nur, wenn wir auch die Wirtschaft und andere Staaten außerhalb der EU dazu bekommen, konsequente Maßnahmen für den Klimaschutz zu ergreifen. Dafür werden wir weiter kämpfen.
Die Forderungen von Fridays for Future weisen eindeutig in die richtige Richtung und machen unmissverständlich klar woran es uns fehlt – einem radikalen Klimaschutz, der mit den Erkenntnissen aus wissenschaftlichen Studien wie des IPCC der Vereinten Nationen Schritt hält. In der Tat würde die im Pariser Abkommen beschlossene Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C, schnelle, weitreichende und beispiellose Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft erfordern – etwas wofür wir GRÜNE uns stark machen.
Mit grünen Grüßen
Dr. Hannah Neumann