Frage an Hannah Neumann von Dominik R. bezüglich Umwelt
Hallo Frau Neumann,
der Umgang der Politik mit dem Dieselskandal ist in den Augen vieler Bürger bedenklich, zu lasch scheint die Reaktion ggü. der Automobilhersteller und deren Lobby.
Sie als Kandidatin der Partei Die Grünen lehnen ein Dieselfahrverbot in den Innenstädten, wie es ihn bspw. in Oslo gibt/gegeben hat, ebenfalls ab, Ihre Partei spricht sich gleichzeitig für die Einführung einer "Blauen Plakette" für "besonders schmutzige Dieselfahrzeuge" aus - faktisch eine leichte Bremse statt Radikalschlag gg. Dieselsmog.
Über eine nähere Ausführung zu Ihrer Meinung freue ich mich. Vielen Dank und beste Grüße!
Hallo Herr R.,
danke für Ihre Frage, ja das Thema ist gerade sehr aktuell. Wir Grünen haben seit über einem Jahr auf die falschen Messwerte und die Trickserei der Autoindustrie hingewiesen und freuen uns, dass das Thema nun endlich breit diskutiert wird. In der Grundsache wollen wir Grünen eine andere Art der Mobilität: Mehr Pendlerparkplätze und bessere Bus- und Bahnverbindungen; mehr Platz für Fahrradfahrer auf den Straßen und sichere und schnelle Radwege; mehr Carsharing und ein Umstieg auf e-Mobilität, wo man nicht ohne Auto auskommt. Aber uns ist auch klar, dass das nicht von jetzt auf gleich kommt. Der Staat muss hier auch die notwendige Infrastruktur schaffen und das dauert - aber mit den Grünen in der Regierung geht es schneller, versprochen ;)
Wir gehen in keine Koalition, die nicht das Ende der Ära des Verbrennungsmotors einleitet und den Einstieg in den abgasfreien Verkehr schafft. Ab 2030 sollen alle Neuzulassungen abgasfrei sein. Und wir wollen noch viel mehr: Eine Milliarde Euro pro Jahr für den öffentlichen Nahverkehr, mehr Radwege, 6.000 Euro Kaufprämie und mehr Ladestellen für Elektroautos – wir wollen eine Investitionsoffensive in klimafreundliche Mobilität starten. Das hat alles steht in unserem Grünen Mobilitätsprogramm 2030: www.gruene.de/ueber-uns/2017/mit-umwelt-und-gerechtigkeit-in-die-heisse-phase.html
Wenn wir die Autoindustrie dazu kriegen, endlich nachzurüsten, damit die Grenzwerte eingehalten werden, die sie versprochen haben (und ja, das hat die Regierung verpennt) und viele Menschen auf ökologische Fortbewegungsmittel umsteigen, dann brauchen wir keine Dieselverbote. Ein solches Verbot würde vor Allem die vielen Handwerker und Familien treffen, die sich auf das jahrelang vorgetragene Versprechen verlassen haben, der Diesel sei der bessere Antrieb und sich jetzt kein neues Auto leisten können. Sie können nichts für die Betrügerei der Autoindustrie und sie weiter zu belasten wäre ungerecht. Deswegen setzen wir uns für die blaue Plakette ein. Mit einer solchen Plakette für Fahrzeuge, die wenige Stickoxide ausstoßen, könnten Städte den Verkehr in ihrer Umweltzone viel besser steuern (www.gruene-bundestag.de/umwelt/dicke-luft-in-deutschen-staedten-13-08-2017.html ). Das ist der Weg, den wir gehen möchten.
Also kurz & knapp:
- Die Autoindustrie muss ran und dafür sorgen, dass ihre Fahrzeuge die Werte einhalten, die sie versprochen haben.
- Die blaue Plakette muss her, damit Menschen in belasteten Regionen vor zu hoher Feinstaubbelastung geschützt werden.
- Vor Allem aber: Mobilität anders denken und planen: Mehr Bus&Bahn, mehr Fahrrad, mehr Car Sharing und kein Verbrennungsmotor mehr ab 2030.
Mit grünen Grüßen,
Hannah Neumann