Frage an Gumbert Salonek von Bomber D. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Lieber Herr Salonek.
Glücklicherweise habe ich noch keinen Arbeitsplatz und kann noch glücklich nach dem Motto: "Lieber einen Bauch vom Saufen als nen Buckel vom Arbeiten" leben.
Aber in den lezten jahren werde ich zunehmens als Parrasit, Sozialschmarotzer oder ähnliches Beschimpft.
Hinzu kommt das die Beamten in den Bundesagenturen für Arbeit, in meinem fall die der Agentur in der Kochstrasse mich auch noch in einen fiesen 1 € job zwingen wollen.
Dieser gesellschaftliche zustand geht mir odentlich gegen den Strich.
Arbeit ist eine Ware die viel zu viele verkaufen wollen mehr als sie eben gefragt ist. Warum sollte ich mich also auf ein solch unsicheres unterfangen einlassen und meine Lebenszeit an irgendwen verkaufen ?
Und ich denke das viele weitere konsequente Arbeitsverweigerer unter dieser gesellschaftlichen Hetz-Stimmung leiden.
Was gedenken sie dagegen zu tuhen ?
-BomberDomme
www.myspace.com/BomberDomme
Hallo BomberDomme,
zunaechst einmal ist es wunderbar, wie Sie so ganz laessig den Warencharakter (bzw. wahren Charakter) der Arbeit als Tauschobjekt gegen die Waren (Essen , Wohnen , Kleidung...), die Sie gern haetten, akzeptieren.
Ohne Sozialpolitik wuerde der Preis/Lohn der Arbeit so weit sinken, bis Angebot und Nachfrage ausgeglichen sind.
Da wir aber in ein sehr reiches Land zufaellig reingeboren wurden, bekommen wir ein Mindestmass an Waren auch ohne Arbeit von den anderen Leute (anonymisiert als "Staat") auf Antrag geschenkt (Pech fuer die, die zufaellig z.B. im Sudan geboren wurden). Das ist immerhin erstaunlich.
Erfahrungsgemaess bekommt man im taeglichen Leben ganz ohne Gegenleistung sonst nichts geschenkt, wenigstens Dankbarkeit erwartet z.B. die Oma.
Absolut recht haben Sie mit der Analyse, dass es zu wenig Arbeitsplaetze gibt.
Klar , hier muss der Arbeitsmarkt dereguliert werden, Privatisierungen, Liberalisierungen, kurz: der ganze Neoliberalismus muesste her, um zu helfen; es geht noch alles viel zu langsam, kommt aber noch, seien wir guten Mutes!
Jetzt mein Widerspruch:
Sie sagen Ihre freie Zeit sei zu kostbar; hier allerdings bin ich sicher, Ihnen fehlt hoechstens die Uebersicht, welche ungeheuren Moeglichkeiten verschiedenster Arbeiten sich bieten; u.U. muss man allerdings fuer die interessantesten Arbeiten vorher am laengsten lernen, per aspera ad astra! (machmal muss man z.B. Latein lernen).
Vielleicht unterschaetzen Sie Ihre Faehigkeiten? Ihre Moeglichkeiten? gar Ihre Intelligenz??
Ob Sie Ihre Lebenszeit auch fuer sich gewinnbringend einsetzen, tatsaechlich das tun, was Sie immer schon tun wollten - wenn Sie denn wissen was Sie wollen, vielleicht wissen Sie aber auch gar nicht, was Sie noch alles wollen koennten; nur allein im haeuslichen Kreise verengt sich gelegentlich der Blick.
Wenn das bewusst geschieht, sind Sie selbst verantwortlich;
es gibt aber durchaus Leute, die man mit einen 1euro-job aus einem voellig verengten, selbstzweifeligen Lebensloch wieder herausholen kann; es gibt viele - nicht alle, ok. - Leute, die den 1euro-job als Chance erkennen;
die danach vielleicht wieder einen "richtigen", naemlich am Arbeitsmarkt entstandenen Arbeitsplatz finden, so what?
Ein Staat schliesslich, der nur mit der Moral seiner Buerger funktioniert, der funktioniert gar nicht!
Also: wenn Sie jemand als Schmarotzer oder anders beschimpft, ist das vielleicht Ausdruck von Aerger oder Neid, sozialpolitisch aber egal.
Sie treffen - so behaupten Sie - kuehl marktwirschaftlich eine Kosten-Nutzenanalyse, derzufolge es sich fuer Sie zu arbeiten nicht lohnt; natuerlich in dem nicht weiter hinterfragten Bewusstsein, von anderen arbeitenden Menschen miterhalten zu werden. Als Handlungsweise fuer alle Menschen kann es offensichtlich nicht funktionieren, irgendjemand z.B. muss Ihnen ja an irgendeinem Schalter das Geld auszahlen...
Folglich ist aus FDP-Sicht Ihr Beispiel auch typisch fuer falsche Anreize in der Sozialpolitik.
Es kann natuerlich auch sein, dass - s.o. - Sie einfach eine falsche Abwaegung getroffen haben; wichtig ist nur, dass Sie dann nicht etwa auf die Gesellschaft schimpfen, sondern ganz im Sinne der FDP die Verantwortung fuer das, was Sie sich an Moeglichkeiten haben entgehen lassen, auch selbst tragen.
Ich sehe auf Ihrer Homepage, dass Sie wohl erst 23Jahre sind; das Schoene am Nichtstun ist, man verliert auch in der Rueckschau nicht den Ueberblick...
Mit freundlichen Gruessen
Gumbert Salonek