Frage an Guido Westerwelle von Ralph A. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Dr. Westerwelle,
ich bin selbst Mitglied der Jungen Liberalen und wollte fragen, welche Auffassung sie zum Schulsystem vertreten. Wie Sie bereits wissen, tritt die bayerische FDP für eine Bildungsreform ein, die Folgendes enthalten:
1. längeres gemeinsames Lernen bis Klasse 6 oder 7
2. Zweigliedrigkeit danach: Koexistenz von Sekundarschulen
(d.h. Realschule, Wirtschaftsschule etc. zu einer Schule zusammen-
gefasst) und vielfältige Gymnasien
3. kleinere Klassen
4. mehr Lehrer
5. hochwertige technologische Ausstattung der Schulen
Wie ist Ihre Position zur Bildungsreform? Denken Sie nicht auch, wir sollten uns ein Beispiel an den skandinavischen Ländern nehmen, die dadurch sehr innovativ und wettbewerbsfähig sind?
Wäre die FDP nicht mit
1. einer klugen Bildungsreform
2. einer nachhaltigen Steuerreform
3. einer liberalen Forschungs- und Energiepolitik für die Umwelt
4. einer Politik, die auf die Bürger setzt und nicht auf staatliche Planung und diesen Dirigismus von Rot-Grün bei Energie, Forschung und Wirtschaft
5. einem Eintreten für die Rechte der mündigen Bürger, also:
mehr Mitbestimmung, mehr direkte Demokratie und v.a. mehr Bürger-
rechte entgegen diesem Sicherheitswahn
hervorragend positioniert?
Meines Erachtens müsste die FDP mehr auf Bildung eingehen, ein klassisch liberales Thema.
Wie stehen Sie dazu?
MfG, Ralph Apfelbacher
Sehr geehrter Herr Apfelbacher,
haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht vom 20. Dezember 2008 und Ihre Frage.
Ich stimme Ihnen vollkommen zu, dass Bildung ein klassisches liberales Thema ist. Leider zeigen Bildungsstudien, dass in keinem vergleichbaren Land die soziale Herkunft stärker darüber entscheidet, welche Bildungschancen ein junger Mensch hat, als in Deutschland. Deutschland fällt zurück hinter die Zeit, in der wir Liberale Bildung als Bürgerrecht durchgesetzt haben.
Bildung für alle ist die Voraussetzung für Wohlstand für alle. Wir brauchen deswegen keine Bildungspolitik, die mit Einheitsschulen alle Jugendlichen über einen Kamm schert, sondern maßgeschneiderte Bildungsangebote, in der sich unterschiedliche Persönlichkeiten auch gut entwickeln können.
Gleichzeitig ist unser Bildungssystem nicht durchlässig genug. Es muss jedem jungen Menschen möglich sein, sich mit eigener Anstrengung den Erfolg zu erarbeiten. Nicht Ergebnisgleichheit am Ziel, sondern Chancengleichheit am Start ist das Markenzeichen unserer liberalen Bildungspolitik. Mit unserer Politik für mehr Bildung, Wissenschaft und Forschung gehen wir diese wahre soziale Schieflage in Deutschland an und eröffnen Perspektiven. Dabei setze ich auf Ihre Unterstützung.
Nochmals vielen Dank für Ihre Zuschrift und Ihr Engagement für die gemeinsame liberale Sache. Ihnen persönlich alles Gute für ein erfolgreiches und glückliches Jahr 2009.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Guido Westerwelle, MdB
Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion
Bundesvorsitzender der FDP