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Frage von Christian B. •

Frage an Guido Westerwelle von Christian B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Westerwelle,

des Öfteren, zuletzt in einem Interview für die Mittelbayrische Zeitung, lese ich, dass Sie die Abschaffung der Kultusministerkonferenz fordern. Ich meine, das habe auch mal in einem Programm der FDP (so ca. S. 70) zur Bundestagswahl gestanden.

Den Ärger darüber, dass sich (positive) Veränderungen im Schul- und Hochschulbereich nur langsam oder gar nicht durchsetzen lassen, kann ich unmittelbar verstehen. Nur was tun? Abschaffen klingt ja schön und gut (Stichwort "Bürokratieabbau").

Aber was möchten Sie eigentlich bewirken?

Wenn Sie die Koordinierung in Schul- und Hochschulangelegenheiten inhaltlich beibehalten, ist das alter Wein in neuen Schläuchen und bringt also nichts außer einem Namenswechsel.

Eine ernsthafte Abschaffung der KMK läuft nach geltendem Recht auf einen Koordinierungsverzicht der Bildungspolitik in den Ländern hinaus. Das kann man in Zeiten, in denen man EU-weit an einer Anerkennung von Schul- und Studienleistungen - möglichst ohne Zeitverluste - arbeitet, nicht anstreben. Denn ziemlich sicher koordinieren sich Schul- und Studieninhalte nicht von alleine.

Schafft man hingegen eine Bundes-Gesetzgebungskompetenz für Schule und Hochschule, wäre das eine neue Situation. Es gäbe möglicherweise bundeseinheitliche Standards, die einen Schulwechsel ohne Zeitverlust ermöglichen.

Andererseits verlören die Länder sozusagen den Kernbereich ihrer Gesetzgebungskompetenzen und könnten sich dann wirklich das konzentrieren, was sie ohnehin in weiten Bereichen machen, nämlich (Bundes-)Gesetze exekutieren.

Aber ist es tatsächlich das, was Sie wollen bzw. was die FDP will, außer natürlich, dass die KMK abgeschafft wird? Oder soll es die EU richten?

Mit freundlichen Grüßen aus Bonn
Christian Böcker
(nur zur Klarheit: ich arbeite in Bonn im Sekretariat der KMK)

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Böcker,

haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht vom 26. September 2008 und für Ihre fachkundigen Anmerkungen.

Die FDP fordert die Abschaffung der KMK aus strukturpolitischen Erwägungen. Nicht, weil wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der KMK Expertise oder Leistungsbereitschaft absprechen. Die Koordinationsleistung der Bildungsarbeit der Länder sollte aus Sicht der FDP von einer unabhängigen wissenschaftlichen Einrichtung außerhalb der KMK erbracht werden.

Grundsätzlich hat liberale Bildungspolitik das Ziel, die Eigenständigkeit und Autonomie der Bildungseinrichtungen zu stärken, so dass die Koordinationsnotwendigkeit durch eine Bildungsbürokratie nicht länger erforderlich ist. Dafür werden wir weiter werben. Dabei setze ich auch auf Ihre konstruktive Unterstützung.

Nochmals vielen Dank für Ihre Zuschrift. Ihnen persönlich alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Guido Westerwelle, MdB
Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion
Bundesvorsitzender der FDP