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Frage von Angelika S. •

Frage an Guido Westerwelle von Angelika S. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrter Herr Westerwelle,
ich möchte noch einmal auf Ihre Äußerungen zurück kommen, dass nur „wirklich Bedürftige, z.B. Behinderte“ ein Recht auf Sozialleistungen hätten, nicht „Stinkfaule“, die arbeiten können, es aber nicht tun.
Ich verstehe (ernsthaft!) Ihre Logik nicht, die dahinter steht.

Zur Gruppe der Leistungsempfänger gehören Erwerbsunfähige und Erwerbsfähige.
Die einen erhalten Sozialgeld, weil sie nicht arbeiten können, die anderen Arbeitslosengeld, weil es keine freien Stellen für sie gibt.
Um Arbeitslosengeld beziehen zu können, ist es eine VORAUSSETZUNG, dass man erwerbsfähig ist, also arbeiten kann. Arbeiten zu können ist also kein Indiz für Schmarotzertum, sondern eine positive Bedingung für den Bezug von Arbeitslosengeld.
Derzeit sind über 3 Millionen Menschen arbeitsfähig und können trotzdem nicht arbeiten, weil es von Arbeitgeberseite aus keine Angebote für sie gibt (Daten: 3,45 Mill. Arbeitslosen stehen 592 000 freie Stellen gegenüber (+ 380.000 Ausbildungsplätze), Quelle: Stat. Bundesamt)
Diese Arbeitslosen erhaltenTransferleistungen nur unter der Bedingung, dass sie den strengen Prüfkriterien der Arbeitsämter entsprechen. Nehmen sie zumutbare Arbeit nicht an, wird ihnen nach ebenso strengen Sanktionskatalogen das Geld gestrichen.

Wenn Sie nun behaupten, dass trotzdem unter diesen Menschen „viel zu viele“ unberechtigterweise Leistungen erhalten, setzen Sie sich dem Vorwurf aus, diese Grundgesamtheit pauschal zu diffamieren – es sei denn, Sie könnten im Einzelfall präzise sagen, wer von ihnen berechtigt ist und wer nicht. Dazu müssten Sie über eine Liste mit Entscheidungskriterien verfügen, die offensichtlich anders aussieht als die der Ämter.

Ansonsten gilt weiterhin unangetastet die offizielle BA-Quote von 5% Missbrauch und ist – auch für Sie - als einzige belegbare Aussage über unberechtigten Bezug von Leistungen zulässig.

MfG
A.Schütz

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Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau Schütz,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage vom 11. Juni 2008.

Die Freien Demokraten und ich ganz persönlich werden sich auch in Zukunft dafür einsetzen, dass in der Sozialpolitik bei den wirklich Bedürftigen unsere Hilfe ankommt – und nicht bei den Findigen und auch nicht bei den Faulen. Wer den Missbrauch kritisiert, kritisiert nicht jene, die sich korrekt verhalten. Das habe ich auch in meiner Rede, die ich auf dem FDP-Bundesparteitag am 31. Mai 2008 in München gehalten habe, zum Ausdruck gebracht. Unter http://www.guido-westerwelle.de können Sie diese Rede abrufen. Ich hoffe, sie findet Ihr Interesse.

Nochmals vielen Dank für Ihre Zuschrift und Ihre Frage. Ihnen persönlich alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Guido Westerwelle, MdB