Frage an Guido Westerwelle von Hans K. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Dr. Westerwelle,
ich zitiere eine heutige AFP-Meldung:
"Berlin (AFP) - Vor dem Parteitag der Liberalen in München hat FDP-Chef Guido Westerwelle scharfe Kritik am Missbrauch des Sozialstaats geübt. "Der Sozialstaat ist für die Bedürftigen da und nicht für die Faulen", sagte Westerwelle in einem am Samstag ausgestrahlten Interview mit dem Bayerischen und dem Norddeutschen Rundfunk. Es sei "nicht in Ordnung, dass wir bei behinderten Kindern den Mangel verwalten und sich andere stinkfaul im Sozialstaat einrichten, obwohl sie selber arbeiten können." "
Ist Benehmen eigentlich Glücksache? Warum beleidigen Sie die Menschen, denen es schon schlecht genug geht derart? Und kommen Sie mir bitte nicht damit, dass Sie nicht alle damit gemeint hätten.
Mir fällt auf, dass die FDP unsere soziale Marktwirtschaft in Richtung freie Marktwirtschaft verschieben will.
Die Linke wird z.T. vom Verfassungsschutz beobachtet, weil die wirtschaftlichen Aussagen nicht in das Weltbild unserer Mainstreamgesellschaft passen. In der immer mehr Benachteiligte zu kurz kommen. Warum überwacht man Ihre Partei nicht mit wegen wirtschaftspopulistischer Aussagen?
Wer wie Ihre Partei in zig Bundesländer das Blindengeld beschneidet bzw. abschafft, der sollte nicht den Betroffenen spielen, wenn es um Behinderte geht. Warum machen Sie das?
Ist es nicht perfide wenn benachteiligte Menschen derart gegeneinander ausgespielt werden?
Jeder muss heute jeden Job annehmen. Wissen Sie das nicht?
Wenn Sie nur Talkshows als Maßstab nehmen, wo in der Tat manchmal sehr fragwürdige Menschen sitzen, nimmt mich das kein Wunder. Wann haben Sie das letzte Mal eine ARGE, einer Tafel oder einen Malocher besucht? Würden Sie mal 1 Monat mit einem ALG II Empfänger tauschen?
Werter Herr, ich arbeite und muss dennoch ALG II beantragen. Weil u.a. Ihre Partei einen Mindestlohn verhindert!
Gute Besserung und beste Grüße
Hans Koblinger
Sehr geehrter Herr Koblinger,
Ihre Nachricht vom 31. Mai 2008 habe ich erhalten.
Die Freien Demokraten und ich ganz persönlich werden sich auch in Zukunft dafür einsetzen, dass in der Sozialpolitik bei den wirklich Bedürftigen unsere Hilfe ankommt – und nicht bei den Findigen, und auch nicht bei den Faulen. Wer den Missbrauch kritisiert, kritisiert nicht jene, die sich korrekt verhalten. Das habe ich auch in meiner Rede, die ich auf dem FDP-Bundesparteitag am 31. Mai 2008 in München gehalten habe, zum Ausdruck gebracht. Unter http://www.guido-westerwelle.de können Sie diese Rede nochmals abrufen. Ich hoffe, sie findet Ihr Interesse.
Nochmals vielen Dank für Ihre Zuschrift. Ihnen persönlich alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Guido Westerwelle, MdB